Internationale und regionale Arbeitsmobilität: Bericht zum 10. IWH-IAB-Workshop zur Arbeitsmarktpolitik
Auf dem IWH-IAB-Workshop zur Arbeitsmarktpolitik am 17. und 18. Oktober 2013 in Halle (Saale) trafen sich zum nunmehr zehnten Mal Vertreter aus Wissenschaft, Politik, Verwaltung und Wirtschaft, um über neue Entwicklungen und Erkenntnisse zum Thema „Internationale und regionale Arbeitsmobilität“ zu diskutieren. Der Schwerpunkt der Vorträge und Diskussionsbeiträge lag auf den speziellen Problemen der Zuwanderung aus dem Ausland und den damit verbundenen Herausforderungen.
19. Dezember 2013
Es wurde insbesondere deutlich, dass hier die wissenschaftliche Analyse erst am Anfang steht und daher zunächst eine Bestandsaufnahme zu erfolgen hat. Auch wird ein weiterer hoher Forschungsbedarf gesehen, da sich sowohl Verwaltung als auch Wirtschaft in einer Phase der Orientierung im Umgang mit den gegenwärtigen Migrationsbewegungen befinden.
Eingeleitet wurde der Workshop von Dr. Ulrich Walwei (IAB) mit einem Rückblick über zehn Jahre gemeinsamen Arbeitsmarktworkshop von IWH und IAB. Er ließ die Themen, die sich immer sehr eng an der jeweiligen aktuellen Diskussion orientiert hatten, Revue passieren und nahm die Teilnehmer bei dieser kurzen Zeitreise mit.
Initiativen der Zuwanderung und Integration von Migranten durch die Bundesagentur für Arbeit
Migranten durch die Bundesagentur für Arbeit Anschließend hielt Raimund Becker, Vorstand der Bundesagentur für Arbeit, sein Eingangsreferat. Hierbei berichtete er von seiner Arbeit und den Erfahrungen der Bundesagentur mit dem Thema Migration und formulierte davon ausgehend sechs Thesen:
- Eine gesteuerte Zuwanderung ist für Deutschland wichtig.
- Die dafür notwendigen politischen und rechtlichen Rahmenbedingungen haben sich verbessert.
- Allerdings ist die innereuropäische Mobilität noch gering.
- Konkrete Hemmnisse für eine Wanderung existieren durch die Sprache, unterschiedliche Bildungsabschlüsse und mangelnde Unterstützungsmaßnahmen für die Integrationsleistungen.
- Das Zuwanderungspotenzial in der EU ist begrenzt.
- Die Wissenschaft kann das Thema Zuwanderung durch weitere Untersuchungen gut unterstützen.
Anschließend präsentierte Maike Irrek vom Institut für Wirtschaftsforschung Halle die aktuellen Ergebnisse der Gemeinschaftsdiagnose zur Projektion der Nettozuwanderung Deutschlands.
Bestandsaufnahme, Ziele und Projekte – Das Thema Migration ist in der Wissenschaft angekommen
In den nachfolgenden vier Sitzungen wurden insbesondere Fragen zur Willkommenskultur gegenüber qualifizierten Zuwanderern in Deutschland intensiv diskutiert. Hier ging es zum einen darum, wie ausländische Studierende regional gebunden werden können. Zum anderen wurden Ziele und Programme zur Förderung der Arbeitsmigration vorgestellt. Dabei wurde sowohl die Zuwanderung aus verschiedenen europäischen Staaten als auch aus Drittländern thematisiert. In den insgesamt zwölf Vorträgen wurde von Vertretern aus Forschungsinstituten, Universitäten, staatlichen Institutionen und Verbänden der gegenwärtige Stand der Migrationsforschung vorgestellt. Auf eine positive Resonanz im Plenum stießen die in den Präsentationen vorgestellten konkreten Projektvorstellungen und Beispiele von Migration. Hier bekamen die Teilnehmer des Workshops einen Eindruck von den Motiven und Problemlagen der Migranten in Deutschland. Nicht zuletzt wurden auch Pendler- und Rückwanderungsbewegungen in die ostdeutschen Bundesländer in einigen Beiträgen analysiert .
Noch großes Potenzial in der Willkommenskultur
Zum Abschluss fand eine Podiumsdiskussion statt. Daran nahmen Dr. Wido Geis vom Institut der deutschen Wirtschaft Köln, Rainer Ohliger vom Netzwerk Migration in Europa, Kay Senius als Vorsitzender der Geschäftsführung der Regionaldirektion Sachsen-Anhalt-Thüringen der Bundesagentur für Arbeit, Semira Soraya-Kandan als Unternehmensberaterin im Bereich Internationalisierung – und Dr. Ulrich Walwei vom IAB teil. Die stärkere Anspannung auf dem Arbeitsmarkt und die Probleme der Unternehmen bei der Rekrutierung qualifizierter Fachkräfte führen regional wie auch in bestimmten Berufsgruppen insbesondere im gewerblich-technischen sowie im Gesundheits- und medizinischen Bereich zu Engpässen. Trotz starker Zuwanderung aus europäischen Ländern kann der Bedarf an qualifizierten Arbeitskräften nicht gedeckt werden. Konkrete Probleme hierfür sehen die Akteure aus Wissenschaft, Verwaltung und Wirtschaft einerseits in den Hemmnissen durch Sprachbarrieren, in unterschiedlichen Bildungsabschlüssen sowie in unterschiedlichen Unterstützungsmaßnahmen für Integrationsleistungen. Andererseits sind auch die inländischen Mobilitätsspielräume nicht ausgeschöpft. Daher bedarf es neben einer Steigerung der Attraktivität des Standortes für inländische wie auch ausländische Arbeitskräfte auch eines Abbaus der Hemmnisse durch Aufstiegs- und Bleibeperspektiven und Anerkennung der Qualifikation der Arbeitskräfte.
Fazit: Zuwanderung und Erschließung des inländischen Erwerbspersonenpotenzials gegen Mismat
Ohne Aktivitäten wird das Erwerbspersonenpotenzial zukünftig um mehrere Millionen Menschen sinken. Daher ist neben der Erschließung des inländischen Erwerbspersonenpotenzials auch additiv Zuwanderung notwendig. Mit der Verbesserung der politischen und rechtlichen Rahmenbedingungen und dem Abbau der bisherigen Hemmnisse kann man dem Mismatch auf dem deutschen Arbeitsmarkt entgegenwirken.