Langfristige Konsequenzen der Finanzkrise 2008/2009: Nachsichtige Regulierung schadet, flexible Löhne helfen
Reint E. Gropp, Carlo Wix
Wirtschaft im Wandel,
Nr. 2,
2019
Abstract
Die globale Bankenkrise der Jahre 2008/2009 hatte weltweit signifikant negative Auswirkungen auf die Realwirtschaft, und in vielen Ländern fiel die folgende wirtschaftliche Erholung deutlich langsamer aus als in vorherigen Rezessionen. In den Monaten nach der Insolvenz der amerikanischen Investmentbank Lehman Brothers reduzierten Banken ihre Kreditvergabe an Unternehmen, was zu einem Anstieg der Arbeitslosigkeit, einem Rückgang an Investitionen und einer Verringerung der Produktivität führte. Während diese kurzfristigen Effekte in der bisherigen Forschung gut dokumentiert sind, sind die langfristigen Auswirkungen von Bankenkrisen bisher weit weniger gut verstanden. Zwei aktuelle Studien unter IWH-Beteiligung zeigen, dass Bankenkrisen generell negative langfristige Effekte auf das Wachstum von Firmen haben, dass die Rettung von schwachen Banken während der Krise mit Produktivitätsverlusten in späteren Jahren einhergeht, und dass diese negativen langfristigen Effekte durch die Existenz inflexibler Löhne verstärkt werden.
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26.06.2019 • 14/2019
Studie: Wie Finanzkrisen Menschen unzufriedener machen und wie sich das verhindern lässt
Finanzkrisen haben nicht nur starke Verwerfungen im ökonomischen System zur Folge: Sie beeinflussen auch direkt die Lebenszufriedenheit der Menschen. Am stärksten betroffen sind die Schwachen der Gesellschaft, auch wenn diese unter Umständen gar nicht selbst mit Aktien spekulieren. Das ist das Ergebnis einer neuen Studie der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU) und des Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung Halle (IWH). Diese negativen Folgen könnten die Kauflust der Menschen schmälern und die Wirkung der Krise sogar noch verstärken. Die Studie wurde kürzlich in der Fachzeitschrift „The B.E. Journal of Economic Analysis & Policy“ veröffentlicht.
Lena Tonzer
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13.06.2019 • 12/2019
Konjunktur aktuell: Schwache Auslandsnachfrage – Abschwung in Deutschland
Im Sommer 2019 belastet Verunsicherung aufgrund fortwährender Handelsstreitigkeiten die Weltwirtschaft. Darunter leidet die exportorientiere deutsche Wirtschaft in besonderem Maß; das Bruttoinlandsprodukt dürfte laut Sommerprognose des Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) im Jahr 2019 nur um 0,5% zunehmen. Der Produktionszuwachs in Ostdeutschland dürfte in diesem Jahr 0,8% betragen und damit weniger stark gegenüber dem Vorjahr zurückgehen als in Deutschland insgesamt. Der Arbeitsmarkt bleibt trotz der Konjunkturflaute weitgehend robust.
Oliver Holtemöller
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Konjunktur aktuell: Schwache Auslandsnachfrage – Abschwung in Deutschland
Konjunktur aktuell,
Nr. 2,
2019
Abstract
Im Sommer 2019 deutet vieles darauf hin, dass die neuerliche Verschärfung der amerikanischen Handelspolitik den Welthandel und die internationale Konjunktur schwächt. Auf chinesische Waren sollen neue Zölle erhoben werden, und der weltwirtschaftlich stark verflochtene IT-Sektor wird durch die Genehmigungspflicht von Geschäften mit wichtigen chinesischen Anbietern der Telekommunikationstechnik belastet. Konjunktursorgen haben die Preise für wichtige Industriemetalle sowie für Erdöl sinken lassen. Mittlerweile erwarten die Finanzmärkte, dass die US-Notenbank ihren Leitzins im Herbst senken wird. Trotzdem dürfte der US-Aufschwung im Sommerhalbjahr zu Ende gehen, und für die Produktion im Euroraum ist für diesen Zeitraum mit einer Expansion unterhalb der Potenzialrate von knapp 1½% zu rechnen.
Von der Schwäche des Welthandels ist die international stark vernetzte deutsche Industrie besonders betroffen. Der deutliche Rückgang der Industrieproduktion im April lässt erkennen, dass die Belebung vom Jahresanfang vor allem auf temporäre Faktoren zurückging und die Grundtendenz der Konjunktur weiterhin schwach ist. Was die deutsche Konjunktur in diesem und wohl auch im nächsten Jahr stützen wird, ist die nach wie vor robuste Binnennachfrage. So bleibt der Zuwachs des privaten Konsums kräftig, denn die Einkommensentwicklung ist weiter positiv. Dazu trägt auch bei, dass von der Finanzpolitik in diesem Jahr ein expansiver Impuls im Umfang von 0,7% in Relation zum Bruttoinlandsprodukt ausgeht.
Deutliche Lohnsteigerungen bei anhaltendem Beschäftigungsaufbau lassen die Lohnstückkosten stark steigen. Hohe Preissteigerungen bleiben aber auf die Bauwirtschaft beschränkt. Alles in allem liegt die Produktion nach vorliegender Prognose im Jahr 2019 um 0,5% höher als im Vorjahr, im Jahr 2020 steigt die Rate auch wegen der höheren Zahl an Arbeitstagen auf 1,8%. Die ostdeutsche Wirtschaft expandiert in diesem Jahr um 0,8% und im Jahr 2020 um 1,7%.
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Payroll Taxes, Firm Behavior, and Rent Sharing: Evidence from a Young Workers' Tax Cut in Sweden
Emmanuel Saez, Benjamin Schoefer, David Seim
American Economic Review,
Nr. 5,
2019
Abstract
This paper uses administrative data to analyze a large employer-borne payroll tax rate cut for young workers in Sweden. We find no effect on net-of-tax wages of young treated workers relative to slightly older untreated workers, and a 2–3 percentage point increase in youth employment. Firms employing many young workers receive a larger tax windfall and expand right after the reform: employment, capital, sales, and profits increase. These effects appear stronger in credit-constrained firms. Youth-intensive firms also increase the wages of all their workers collectively, young as well as old, consistent with rent sharing of the tax windfall.
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Kommentar: Stadt, Land, Frust
Reint E. Gropp
Wirtschaft im Wandel,
Nr. 1,
2019
Abstract
Der Titel ist nüchtern, das Echo grell. „Vereintes Land – drei Jahrzehnte nach dem Mauerfall“ heißt die Publikation, die das Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) heute vor einem Monat veröffentlicht hat. Wir analysieren darin die Entwicklungsunterschiede im heutigen Deutschland. Ob Wirtschaftsleistung oder Löhne, Zuwanderung oder Bildung: In vielerlei Hinsicht zeichnen die regionalen Muster beständig die einstige Teilung zwischen DDR und alter Bundesrepublik nach. Das zeigen wir sehr anschaulich und überlegen, wie sich die Unterschiede verkleinern ließen. Und die Reaktionen aus Teilen der Politik? Entrüstung, Diskreditierung von Forschung und Versuche, Wissenschaftler persönlich herabzusetzen.
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Zu den Effekten eines beschleunigten Braunkohleausstiegs auf Beschäftigung und regionale Arbeitnehmerentgelte
Oliver Holtemöller, Christoph Schult
Wirtschaft im Wandel,
Nr. 1,
2019
Abstract
Ohne weitere staatliche Maßnahmen können die Klimaschutzziele der Bundesregierung nicht erreicht werden. Eine Möglichkeit, Emissionen zu reduzieren, ist der Ausstieg aus der Braunkohleverbrennung. Die Braunkohlenwirtschaft zahlt allerdings doppelt so hohe Löhne im Vergleich zum durchschnittlichen Lohnniveau. Der Braunkohleausstieg wird voraussichtlich Einkommenseinbußen und Abwanderung aus den Braunkohleregionen mit sich bringen.
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07.03.2019 • 7/2019
Konjunktur aktuell: Deutsche Konjunktur nimmt nur langsam wieder Fahrt auf
Im Winterhalbjahr 2018/2019 ist die Weltwirtschaft vor allem aufgrund wirtschaftspolitischer Risiken in eine Schwächephase geraten. In Deutschland nimmt die Konjunktur nur langsam wieder Fahrt auf; das Bruttoinlandsprodukt dürfte laut Frühjahrsprognose des Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) im Jahr 2019 nur um 0,5% zunehmen. Der Produktionszuwachs in Ostdeutschland dürfte in diesem Jahr auf 0,7% und damit etwas weniger stark zurückgehen als in Gesamtdeutschland.
Oliver Holtemöller
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Konjunktur aktuell: Deutsche Konjunktur nimmt nur langsam wieder Fahrt auf
Konjunktur aktuell,
Nr. 1,
2019
Abstract
Im Winterhalbjahr 2018/2019 hat sich die Weltkonjunktur deutlich abgekühlt. Allerdings divergiert die Lage zwischen den Regionen erheblich: Der Aufschwung in den USA hat nur wenig an Fahrt verloren, im Euroraum ist er dagegen zum Erliegen gekommen. Auch in China ist die Wirtschaft ins Stocken geraten. Ein wichtiger Grund für die weltwirtschaftliche Schwächephase dürfte in der Unsicherheit darüber liegen, welche Wendung die Streitigkeiten der US-Regierung mit China und der Europäischen Union nehmen. Zudem sind alle Fragen um den Brexit weiterhin offen. In Deutschland hat die gesamtwirtschaftliche Produktion im Schlussquartal 2018 stagniert, nach einem Rückgang um 0,2% im Quartal zuvor. Zur Produktionsschwäche trugen mit dem neuen Abgas-Prüfverfahren für Automobile und dem niedrigen Rheinwasser zwei Sondereffekte bei. Mehr ins Gewicht fällt, dass sich die Auslandsnachfrage, vor allem aus den EU-Partnerländern, verlangsamt hat. Die Unternehmen bauen dennoch weiter Beschäftigung auf. Offensichtlich wird die gegenwärtige Schwächephase vielfach als vorübergehend eingeschätzt. Die Folge ist allerdings ein deutlicher Anstieg der Lohnstückkosten. Auch für das erste Halbjahr 2019 ist wenig mehr als Stagnation zu erwarten. Dennoch dürfte der private Konsum robust expandieren, nicht zuletzt wegen steigender Reallöhne. Zudem stützen die niedrigen Zinsen und eine expansive Finanzpolitik. Das reale Bruttoinlandsprodukt liegt nach vorliegender Prognose im Jahr 2019 um 0,5% höher als im Vorjahr, im Jahr 2020 steigt die Rate auch wegen der höheren Arbeitstagezahl auf 2,0%. Die ostdeutsche Wirtschaft expandiert in diesem Jahr um 0,7% und im Jahr 2020 um 1,7%.
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IWH-Tarif-Check: Kräftige Reale Netto-Tariflohnzuwächse für Beschäftigte im Öffentlichen Dienst im Jahr 2019: Lohnspreizung im Öffentlichen Dienst der Länder nimmt ab
Oliver Holtemöller, Birgit Schultz
IWH-Tarif-Check,
Nr. 1,
2019
Abstract
Die Tariflöhne steigen im Öffentlichen Dienst der Länder rückwirkend zum 1. Januar 2019 um 3,01%, wobei die Beschäftigten mindestens 100 Euro monatlich mehr verdienen sollen. Ein Jahr später gibt es dann nochmals einen Zuwachs um 3,12% bzw. mindestens 90 Euro monatlich und 1,29% bzw. mindestens 50 Euro im Jahr 2021. Der Tarifvertrag läuft bis Ende September 2021. Die jährliche Sonderzahlung (Weihnachtsgeld) wird auf dem Niveau des Jahres 2018 eingefroren.
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