Editorial
Diemo Dietrich
Wirtschaft im Wandel,
Nr. 9,
2010
Abstract
Die Politik in Europa will bei der Regulierung der Banken und Finanzmärkte Handlungswillen demonstrieren. Nahm man im Jahr 2009 schon Banker-Boni, Rating-Agenturen und Derivate an die Leine, haben die EU-Finanzminister jüngst den Aufbau europäischer Aufsichtsbehörden für Banken, Versicherungen und Wertpapiermärkte beschlossen. Grundsätzlich ist eine Zentralisierung von Aufsichtskompetenzen auf europäischer Ebene angemessen. Finanzinstitute werden nicht durch Staatsgrenzen eingeschränkt und verteilen Geschäftsteile, auch in Reaktion auf nationale Aufsichtsunterschiede, auf die für sie günstigsten Länder. Zudem haben die nationalen Aufsichtsbehörden in der Krise auf Probleme im Finanzsektor nicht immer angemessen reagiert, auch weil sie deren ganzes Ausmaß nicht erfassen wollten oder konnten.
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Folgen des Wettbewerbs zwischen Krankenversicherungen für die Kosten im Gesundheitswesen
Ingmar Kumpmann
Gesundheitspolitik, Wettbewerb und Gesundheitssystemforschung. DIBOGS-Beiträge zur Gesundheitsökonomie und Sozialpolitik Bd. 3,
2009
Abstract
In dieser Studie wird argumentiert, dass Wettbewerb zwischen Krankenversicherungen höhere Kosten im Gesundheitswesen bewirken kann. Ärztliche Leistungen sind inhomogene Güter; deshalb lässt sich der Wettbewerb zwischen Ärzten als monopolistische Konkurrenz nach Chamberlin modellieren. Die Ärzte haben somit eine starke Verhandlungsposition, die voll zur Geltung kommt, wenn ihnen mehrere konkurrierende Krankenversicherungen als Einkäufer von Gesundheitsleistungen gegenüberstehen. Wird die starke Stellung der Ärzte jedoch durch eine monopolistische Krankenversicherung ausgeglichen, können die Kosten niedriger ausfallen. Zwei Fallbeispiele zeigen die Anwendbarkeit des Arguments. Eine Regressionsanalyse bestätigt den Zusammenhang zwischen (staatlichem) Versicherungsmonopol und niedrigeren Kosten des Gesundheitswesens.
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Der Fachkräfteneubedarf in Thüringen bis 2015: Prognose und Handlungsoptionen
Herbert S. Buscher, Eva Dettmann, Christian Schmeißer, Marco Sunder, Dirk Trocka
Wirtschaft im Wandel,
Nr. 7,
2009
Abstract
Im vorliegenden Beitrag wird die in der Zukunft benötigte Anzahl an neuen qualifizierten Arbeitskräften (Fachkräfteneubedarf) für Thüringen ermittelt. Die Prognose wird für den Zeitraum 2009 bis 2015 für einzelne Berufsfelder erstellt. Zur Berechnung des Fachkräfteneubedarfs werden zwei Komponenten separat betrachtet: der altersbedingte Ersatzbedarf sowie der so genannte Expansionsbedarf, der auf die strukturelle Entwicklung der Wirtschaftssektoren zurückzuführen ist. Mit Daten zu den sozialversicherungspflichtig Beschäftigten werden beide Bedarfskomponenten bestimmt. In Thüringen zeigen sich, relativ zum bisherigen Beschäftigungsstand, unterschiedlich stark ausgeprägte Neubedarfe in den einzelnen Berufsfeldern. Basierend auf den Prognoseergebnissen erfolgt ein Abgleich zwischen den Neubedarfen für Facharbeiter und den Ausbildungsleistungen in den Ausbildungsberufen. Dabei zeichnet sich ein nicht unbedeutendes Potenzial für mismatch zwischen angebotenen und nachgefragten Qualifikationen ab, sollte die bisherige Ausbildungsstruktur in den nächsten Jahren beibehalten werden. Im Anschluss daran wird auf wesentliche Handlungsfelder hingewiesen, die zur Sicherung des Fachkräftebedarfs der Unternehmen beitragen können.
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Erwerbsformen im Wandel
Cornelia Lang
Wirtschaft im Wandel,
Nr. 4,
2009
Abstract
Ein Wandel der Erwerbsformen wird in der Bundesrepublik Deutschland seit mehreren Jahrzehnten beobachtet. Zwar ist noch immer das Normalarbeitsverhältnis, nämlich die abhängige, unbefristete Vollzeitbeschäftigung, die dominierende typische Beschäftigungsform, der ca. drei Viertel der Erwerbstätigen nachgehen. Daneben haben sich aber neue, (noch) atypische Erwerbsformen wie Minijobs und Leiharbeit entwickelt, und bekannte Formen wie die Teilzeitarbeit haben an Bedeutung gewonnen. Diese Veränderungen haben mehrere Ursachen. Sie resultieren aus den Anforderungen an flexiblere Beschäftigungsformen insbesondere im Zuge der Globalisierung, aus der zunehmenden Bedeutung des Dienstleistungssektors, aber auch aus veränderten Präferenzen sowohl der Unternehmen als auch der Beschäftigten in Bezug auf die Erwerbsbeteiligung. Eine wesentliche Triebkraft ist die gestiegene Erwerbsbeteiligung von Frauen, die häufig in atypischen Beschäftigungsformen realisiert wird. Aber auch über Eintritte in und Austritte aus dem Arbeitsmarkt vollzieht sich die Veränderung und wird vor allem über den Erwerbseinstieg der jüngeren Alterskohorten sichtbar. Bezogen auf die Entwicklung in den Alten und Neuen Bundesländern gibt es sowohl Gemeinsamkeiten als auch Unterschiede. In beiden Teilräumen zeigt sich eine Zunahme atypischer Beschäftigung. Aber es existieren auch Unterschiede, wie die stärkere Erwerbsorientierung und -beteiligung ostdeutscher Frauen gegenüber westdeutschen, die sich aus den noch immer vorhandenen strukturellen und soziokulturellen Unter-schieden zwischen den beiden Landesteilen er-geben. Atypische Beschäftigung ist nicht per se prekär oder „minderwertig“. Aufgrund der Kopplung des Sozialversicherungssystems an das Normalarbeitsverhältnis können für atypisch Beschäftigte jedoch Nachteile und Unsicherheiten entstehen.
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Securitization and the Declining Impact of Bank Finance on Loan Supply: Evidence from Mortgage Originations
Elena Loutskina, Philip E. Strahan
Journal of Finance,
Nr. 2,
2009
Abstract
Low‐cost deposits and increased balance sheet liquidity raise banks' supply of illiquid loans more than loans easily sold or securitized. We exploit the inability of Fannie Mae and Freddie Mac to purchase jumbo mortgages to identify an exogenous change in liquidity. The volume of jumbo mortgage originations relative to nonjumbo originations increases with bank holdings of liquid assets and decreases with bank deposit costs. This result suggests that the increasing depth of the mortgage secondary market fostered by securitization has reduced the effect of lender's financial condition on credit supply.
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Auf der Suche nach der besten Lösung – vier Modelle der Krankenversicherung
Ingmar Kumpmann
Wirtschaft im Wandel,
Nr. 11,
2008
Abstract
Für internationale Vergleiche von Krankenversicherungssystemen wird eine Klassifizierung von vier idealtypischen Modellen vorgeschlagen, an denen sich die existierenden Systeme orientieren: Bei staatlicher Versorgung herrscht Steuerfinanzierung und Anbindung der Gesundheitsversorgung an die Staatsverwaltung. Bei Monopolversicherung erfolgt die Finanzierung über Beiträge an einen Parafiskus. Bei Solidarischer Wettbewerbsordnung treten mehrere Versicherungen miteinander in Wettbewerb um Versicherte, bleiben dabei aber einer sozialpolitischen Regulierung unterworfen. In der privaten Krankenversicherung fehlt diese Regulierung und die Versicherung erfolgt bei privaten Unternehmen, die als reine Kostenerstatter auftreten.
Bei der Diskussion der Folgen der Modelle weisen theoretische Überlegungen darauf hin, dass monopolistische Versicherungsformen (staatliche Versorgung, Monopolversicherung) kostendämpfend wirken, da bei ihnen die Versicherung gegenüber den Leistungserbringern eine starke Verhandlungsposition besitzt. In einer Regressionsanalyse wird dies für 24 Industrieländer empirisch getestet und bestätigt. Hinsichtlich der Qualität der Versorgung zeigt sich, dass Modelle mit beitragsfinanzierten unabhängigen Versicherungskörperschaften (Monopolversicherung, Solidarische Wettbewerbsordnung, private Krankenversicherung) in Bezug auf Patientenrechte leistungsfähiger sind als das Modell staatlicher Versorgung.
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Agenda 2010: Neues unter Deutschlands Himmel?
Ulrich Blum
Wirtschaftsdienst,
Nr. 3,
2008
Abstract
Der Beitrag untersucht in welchem Umfang die Reformen der Sozialversicherung und des deutschen Wohlfahrtssystems – bekannt als „Hartz-IV-Reform“ und „Agenda 2010“ – erfolg¬reich waren. Hierbei wird deutlich, dass sich die Effizienz des Arbeitsmarktes durch die Zusammen¬führung der Wohlfahrts- und Sozialversicherungszahlungen in ähnlichem Maß wie bei vorherigen Deregulierungen erhöht hat. Allerdings war die Einführung teilweise ineffizient, da bei der Ausgestaltung wichtiger Instrumente die individuelle Anreizstruktur nicht berücksichtigt wurde. Dies führte zu unvorhergesehenen hohen Ausgaben, die teilweise bis heute fortbestehen. Aufgrund dieser Ineffizienz verloren Teile der Reform ihre politische Akzeptanz. Der Artikel zeigt zudem, dass viele der Reformen bereits in den 1990er Jahren in aus¬gewählten Expertenrunden vorbereitet wurden. Desweiteren macht der Beitrag deutlich, dass ein hohes Maß an Einstimmigkeit unter den Wissenschaftlern bezüglich der Leistungsfähigkeit eines modernen Staates besteht, seine Einwohner vor individuellen Lebensrisiken zu schützen. Abschließend zeigt der Artikel zukünftige Handlungsfelder auf, die über die Zusammenlegung der Wohlfahrts- und Sozialversicherung hinausgehen, wie beispielsweise die Anreizstrukturen im Steuersystem.
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Wirtschaftlicher Aufschwung und Belebung auf dem Arbeitsmarkt – Wo kommt der Aufschwung an?
Herbert S. Buscher
Wirtschaft im Wandel,
Nr. 5,
2008
Abstract
Die Stimmung über die wirtschaftliche Entwicklung in Deutschland kann eher als verhalten denn euphorisch bezeichnet werden. Und dies, obwohl sich die Wirtschaft nun schon seit 2005 in einer neuen Aufschwungphase befindet und die Zuwachsraten des Bruttoinlandsprodukts deutlich über 2% pro Jahr liegen.
Getragen wird der Aufschwung im Wesentlichen von der Exportentwicklung und den inländischen Investitionen. Als „Stiefkind“ der Entwicklung wird demgegenüber die Entwicklung des privaten Verbrauchs angesehen. Diese Entwicklung wird begleitet von positiven Signalen des Arbeitsmarkts: sinkende Arbeitslosenzahlen, steigende Beschäftigung, auch in sozialversicherungspflichtigen Verhältnissen, und eine verminderte Anzahl von Personen in arbeitsmarktpolitischen Fördermaßnahmen. Aber diese positive Entwicklung hat sich für weite Bereiche der Erwerbspersonen noch nicht einkommenswirksam in gestiegene Kaufkraft umgesetzt. Das kann dann zu der Einschätzung führen, dass „gefühlte“ und tatsächliche Entwicklung auseinanderklaffen oder nicht alle Teile der Bevölkerung einigermaßen gleichmäßig vom Aufschwung profitieren. Dieser Beitrag diskutiert, was sich hinter einer „gefühlten“ Entwicklung verbergen könnte, und gelangt zu dem Ergebnis, dass tatsächliche und „gefühlte“ Entwicklung gar nicht so weit voneinander entfernt liegen.
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Konjunktur aktuell: Konjunkturdelle im Jahr 2008
Wirtschaft im Wandel,
Nr. 4,
2008
Abstract
Wie im Dezember des vergangenen Jahres vom IWH erwartet, hat sich das weltwirtschaftliche Umfeld in den ersten Monaten dieses Jahres deutlich eingetrübt. Dabei verschlechterte es sich deutlicher als bislang angenommen. Gründe dafür sind: Meldungen über immer neue Kapitalverluste von Banken und Versicherungen infolge der Immobilienkrise in den USA und die Verschärfung von Liquiditäts- und Solvenzproblemen wichtiger Finanzinstitute, die sich mehrenden Anzeichen einer Rezession in den USA, die Dollarschwäche sowie der weltweit anhaltende Preisanstieg für Rohstoffe, Energieträger und Nahrungsmittel.
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