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7. CompNet-Jahreskonferenz "Economic Growth, Trade and Productivity Dispersion"
Am 21. und 22. Juni 2018 fand in Halle die vom IWH organisierte Jahreskonferenz des Competitiveness Research Network (CompNet) statt. Nahezu 100 Wissenschaftler und Wissenschftlerinnen sowie Entscheidungsträger und Entscheidungsträgerinnen internationaler Universitäten und Organisationen diskutierten im Festsaal der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina neue Forschungsergebnisse zum Thema „Produktivität und Fehlallokation auf mikroökonomischer Ebene“. Insbesondere ging es um die Gründe einer suboptimalen Faktorallokation bei einzelnen Firmen und die dadurch im Aggregat verursachten Wohlfahrtsverluste.
Wer
Wo
Produktivitätsunterschiede zwischen Firmen – woher kommen sie und wie stark beeinflussen sie die unterschiedliche Produktivität der Länder?
Ein Themenblock beschäftigte sich mit den mikroökonomischen Mechanismen, die hinter den Produktivitätsunterschieden zwischen Ländern stehen. Es wurde gezeigt, dass Produktivitätsunterschiede zwischen Ländern zu einem signifikanten Teil auf Firmenheterogenität beruhen. bspw. auf Unterschieden in der Firmengröße, der Technologie, Exportorientierung etc.
Ein anderer Themenblock widmete sich den Gründen, die die Fehlallokation von Produktionsfaktoren zwischen Unternehmen bestimmen, und den Konsequenzen dieser Fehlverteilung für die Produktivität. Wirtschaftspolitische Maßnahmen und die Funktions(un)fähigkeit der Faktormärkte werden als entscheidend angesehen für den Einsatz von Ressourcen in Unternehmen sowie für die Anreize, in Forschung und Entwicklung und in andere immaterielle Güter zu investieren. Dabei sorgen jedoch Unterschiede in den Charakteristika und der Managementqualität für firmenspezifische Reaktionen und eine große Bandbreite in der gemessenen Produktivität der Unternehmen.
Ein dritter Themenblock richtete den Blick auf die Effekte der Internationalisierung von Produktionsprozessen. Hierbei lag der Fokus einerseits auf der asymmetrischen Wirkung von Handelsliberalisierungen und andererseits auf der Bedeutung globaler Wertschöpfungsketten für die Erfassung von Produktivität.
Keynotes von Gianmarco Ottaviano und Ufuk Akcigit zur Bedeutung freier Wissensflüsse
Höhepunkte der Konferenz bildeten zwei Keynote-Vorträge. Gianmarco Ottaviano (Bocconi University) diskutierte anhand eines theoretischen Modells sequenzieller Produktion, das die Gefahr der Nachahmung eigener Produkte durch Konkurrenten berücksichtigt, die Bedeutung von Rechten an geistigem Eigentum für die Organisation von Produktionsprozessen in einer globalisierten Welt. Die Frage, wie gut sie ihr geistiges Eigentum rechtlich schützen können, beeinflusst die Entscheidungen von Unternehmen, Produktionsstufen zu integrieren oder auszulagern, die Organisation globaler Wertschöpfungsketten und die optimalen Nutzung von Ressourcen. Ottaviano stellte empirische Evidenz vor, die die Vorhersagen des Modells belegt.
Ufuk Akcigit (University of Chicago) stellte die weltweit abnehmende wirtschaftliche Dynamik, ihre Bedeutung für Wettbewerb und Produktivität sowie mögliche Ursachen dieser Entwicklung in den Mittelpunkt. Er wies auf einen ausgeprägten Trend zu größeren Firmen und höheren Profiten bei gleichzeitig sinkenden Gründungsraten und geringerer Arbeitskräftefluktuation, und zeigte, dass diese Phänomene mit einem Rückgang des Wirtschaftswachstums der Länder einhergehen. In einem Schumpeterianischen Modell untersuchte Akcigit mögliche Ursachen dieser Entwicklung: steigende Marktzutrittskosten, sinkende Unternehmenssteuern, steigende Subventionen sowie die Eindämmung unkontrollierter Wissensabflüsse und dadurch geringere Verbreitung von Wissen. Er zeigte, dass nur die letztgenannte Ursache die empirischen Fakten erklären kann.
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