IWH-Insolvenztrend: Zahl der Firmenpleiten stabil, vor allem junge Unternehmen betroffen

Wie vom Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) prognostiziert, ist die Zahl der Insolvenzen von Personen- und Kapitalgesellschaften im Mai nicht weiter angestiegen. Zwei Drittel der insolventen Unternehmen waren höchstens zehn Jahre alt.

Authors Steffen Müller

Die Zahl der Insolvenzen von Personen- und Kapitalgesellschaften in Deutschland liegt laut IWH-Insolvenztrend im Mai bei 909. Das sind in etwa so viele Insolvenzen wie im April, aber 17% mehr als im Mai des vorigen Jahres (vgl. Abbildung 1). Für die kommenden beiden Monate rechnet das IWH weiter mit stabilen Insolvenzzahlen.

Die Analyse des IWH zeigt, dass in den größten 10% der Unternehmen, deren Insolvenz im Mai gemeldet wurde, gut 6 000 Arbeitsplätze betroffen waren. Die Zahl der betroffenen Beschäftigten liegt im Mai damit unter den Werten der Vormonate, aber nahe dem Durchschnittswert für den Monat Mai in den Jahren vor der Corona-Pandemie (vgl. Abbildung 2).

Eine Auswertung nach Unternehmensalter zeigt, dass im Mai nur ein Drittel der insolventen Unternehmen älter als zehn Jahre und nur 2% der Unternehmen älter als 50 Jahre waren. Somit entfällt der mit Abstand größte Anteil an Insolvenzen auf Jungunternehmen unter zehn Jahren, während Insolvenzen nur sehr selten Traditionsunternehmen betreffen. Die Altersstruktur der Insolvenzen ist zudem langfristig sehr stabil. Junge Unternehmen testen neue Produkte, Konzepte und Standorte auf ihre Marktfähigkeit. Naturgemäß scheitern viele dieser Versuche. „Das Insolvenzgeschehen wird deswegen traditionell von jungen, kleinen Unternehmen dominiert“, erklärt Steffen Müller, der am IWH die Abteilung Strukturwandel und Produktivität und die dort angesiedelte Insolvenzforschung leitet. „Die Lohnverluste für die Beschäftigten nach Insolvenz eines jungen, kleinen Unternehmens sind in der Regel gering“, sagt Müller.

Deutlich schneller als die amtliche Statistik liefert der IWH-Insolvenztrend des Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) jeden Monat einen belastbaren Befund zum bundesweiten Insolvenzgeschehen für Personen- und Kapitalgesellschaften. Die Ergebnisse weisen nur geringfügige Abweichungen von den amtlichen Zahlen auf, die mit etwa zwei Monaten Zeitverzug eine umfassende Einschätzung der Lage erlauben (vgl. Abbildung 3). Der IWH-Insolvenztrend ist deshalb ein verlässlicher Frühindikator. Für seine Analysen wertet das IWH die aktuellen Insolvenzbekanntmachungen der deutschen Registergerichte aus und verknüpft sie mit Bilanzkennzahlen betroffener Unternehmen. Dank seiner langjährigen Expertise, gebündelt in der IWH-Insolvenzforschungsstelle, gehört das Institut bundesweit zu den führenden Einrichtungen auf diesem Themengebiet.

Die im IWH-Insolvenztrend gemeldeten Insolvenzen für Kapital- und Personengesellschaften umfassen in der Regel mehr als 90% der von Unternehmensinsolvenz betroffenen Arbeitsplätze und 95% der Forderungen. Damit bilden diese Zahlen verlässlich die direkten volkswirtschaftlichen Konsequenzen des Insolvenzgeschehens ab. Auch die amtliche Statistik weist monatlich vorläufige Insolvenzzahlen aus. Diese beziehen sich jedoch auf alle Regelinsolvenzen. Regelinsolvenzen umfassen neben den im IWH-Insolvenztrend erfassten Personen- und Kapitalgesellschaften auch die gesamtwirtschaftlich wenig relevante Gruppe der Kleinstunternehmen. Zudem werden auch bestimmte natürliche Personen wie Selbstständige oder ehemals selbstständig Tätige mit unüberschaubaren Vermögensverhältnissen sowie privat haftende Gesellschafter und Einzelunternehmer gemeldet. Die Zahl der Personen- und Kapitalgesellschaften macht weniger als die Hälfte der Regelinsolvenzen aus. Die monatliche Zahl der Regelinsolvenzen schwankt sehr viel stärker als die Zahlen des IWH-Insolvenztrends.

Alle zugrundeliegenden Daten als Excel-Download finden Sie unter diesem Link.

Mehr zur IWH-Insolvenzforschung und zur Methodik hinter dem IWH-Insolvenztrend: www.iwh-halle.de/insolvenzforschung.

 

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