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Aktuelle Trends: Immobilienpreise in Deutschland steigen seit Pandemiebeginn im EU-Vergleich am stärksten

Seit dem Beginn der Pandemie sind die Angebotspreise für privat genutzte Immobilien EU-weit um ein Viertel, in Deutschland bis März 2021 um 45% gestiegen. Die Preisdynamik ist auch außerhalb der Ballungszentren beachtlich.

11. April 2022

Authors Michael Koetter Felix Noth

Die Visualisierung dieser durchschnittlichen Angebotspreise auf Ebene europäischer NUTS-3-Regionen2 (vgl. Karte) offenbart eine beachtliche regionale Spreizung. Zudem haben sich seit Beginn der Pandemie die Immobilienpreise nicht nur in Ballungszentren dynamisch entwickelt. In einigen europäischen Metropolregionen stiegen die Angebotspreise nur moderat bis unterdurchschnittlich, etwa in London (29%), Paris (12%), Lissabon (18%), Berlin (17%) oder Barcelona (13%). Dagegen finden sich unter den „Top Ten“-Regionen mit den höchsten Preissteigerungsraten kleine und mittlere Städte wie Uelzen (160%) oder Lübeck (168%) ebenso wie ländliche Räume wie Nordwestmecklenburg (226%) oder der Wartburgkreis (249%).

Neben diesen Anzeichen einer starken Preisdynamik auch außerhalb der Ballungszentren ist zudem beachtlich, dass nur 51 von 401 deutschen NUTS-3-Regionen, also etwa 13%, rückläufige Angebotspreise verzeichneten. Der Anteil regionaler Immobilienmärkte mit rückläufigen Wohnungspreisen ist in anderen EU-Ländern deutlich höher, z. B. 55% in Spanien, 47% in Frankreich oder gar 60% im Vereinigten Königreich. Ob und inwieweit nicht realisiertes Rückschlagpotenzial, also eine im Vergleich zur Entwicklung der Mieten überhöhte Steigerung der Kaufpreise und damit die Gefahr einer platzenden Preisblase, in deutschen Immobilienmärkten existiert, wird zu beobachten sein. 

 

1 Vgl. Destatis: Häuserpreisindex, Preisindex für Bauland: Deutschland. Genesis online, Tabelle 61262-0001, Stand: 31.03.2022.

2 Die Bevölkerungszahl von NUTS-3-Regionen liegt generell zwischen 150 000 und 800 000 Einwohnern. NUTS-3 entspricht in Deutschland den Kreisen und kreisfreien Städten. Vgl. hierzu Destatis: NUTS-Klassifikation, abgerufen am 31.03.2022.

Bereits seit zwei Jahren warnt die Deutsche Bundesbank vor einer Überhitzung ausgewählter Immobilienmärkte in Deutschland. Auch der Häuserpreisindex des Statistischen Bundesamtes weist einen Anstieg der Transaktionspreise für Eigentumswohnungen sowie Ein- und Mehrfamilienhäuser i. H. v. 65% im Zeitraum zwischen 2010 und 2020 aus.1

Ein europäischer Vergleich dieser rasanten Immobilienpreisentwicklung in Deutschland ist schwierig, weil keine EU-weit harmonisierten Preisindizes vorliegen. Daher haben wir mit Hilfe automatisierter Datensammlungen monatliche Angebotspreise privat genutzter Immobilien in 17 europäischen Ländern von national führenden Internetportalen erhoben. Im europäischen Durchschnitt sind diese Angebotspreise seit Dezember 2019, also dem letzten Monat vor Beginn der Pandemie, bis zum Februar 2022 um 23,6% gestiegen. In Deutschland sind sie für den verfügbaren Zeitraum bis März 2021 um 45% gestiegen.

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Kommentar: Die Schuldenfinanzierung höherer Militärausgaben ist Augenwischerei

Oliver Holtemöller

in: Wirtschaft im Wandel, No. 1, 2022

Abstract

Die Bundesregierung will zusätzliche Militärausgaben in Höhe von 100 Mrd. Euro über ein „Sondervermögen“ finanzieren. Dies täuscht darüber hinweg, dass mehr Militärausgaben nicht ohne Einschränkungen an anderer Stelle, z. B. bei Investitionen für den Klimaschutz, zu haben sind. Eine Finanzierung über höhere Steuern wäre transparenter und würde die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit des Einzelnen berücksichtigen. 

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Die Ost-West-Produktivitätslücke: Die Rolle von Produktspezialisierung, Produktpreisunterschieden und physischer Produktivität

Matthias Mertens Steffen Müller

in: Wirtschaft im Wandel, No. 1, 2022

Abstract

Auch 30 Jahre nach der Deutschen Vereinigung erreicht die ostdeutsche Wirtschaft nur 82% der westdeutschen Arbeitsproduktivität. Dieser Unterschied in der gesamtwirtschaftlichen Arbeitsproduktivität steht in engem Zusammenhang mit vielen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Problemen, denen Ostdeutschland heute gegenübersteht. Auf Basis differenzierter Daten zu den einzelnen Produkten, die Firmen im deutschen Verarbeitenden Gewerbe herstellen, untersuchen wir in diesem Beitrag, wie sich ost- und westdeutsche Firmen bezüglich Produktspezialisierung, Produktpreisen und technischer Effizienz unterscheiden. Wir zeigen auf, dass der Osten – entgegen der Hypothese der „verlängerten Werkbank“ – nicht aufgrund einer Spezialisierung auf Vorprodukte weniger produktiv als der Westen ist. Obwohl Ostprodukte zu deutlich geringeren Preisen verkauft werden, können auch Preisunterschiede zwischen Ost- und Westfirmen den Produktivitätsrückstand nicht erklären. Stattdessen sind Faktoren, welche die physische Produktivität (technische Effizienz) von Unternehmen beeinflussen, entscheidend, um den Produktivitätsrückstand auf Unternehmensebene zu erklären.

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Handelsschocks, Arbeitsmärkte und Wohlstand während der ersten Globalisierung

Richard Bräuer Wolf-Fabian Hungerland Felix Kersting

in: Wirtschaft im Wandel, No. 1, 2022

Abstract

Dieser Beitrag untersucht Deutschland in der ersten Globalisierung in den Jahrzehnten vor dem Ersten Weltkrieg. Damals erlebte das Deutsche Reich eine massive Zunahme von Getreideimporten aus Amerika. Wir vergleichen Landkreise, die auf die importierten Getreidesorten spezialisiert waren, mit Kreisen, die andere landwirtschaftliche Güter hergestellt haben. Unsere Resultate zeigen, dass viele Arbeitskräfte die Kreise verlassen, in denen vom Handelsschock betroffene Produkte hergestellt wurden. Allerdings bleiben die in modernen Volkswirtschaften beobachteten negativen Effekte auf Einkommen pro Kopf und Sterblichkeit aus, auch eine politische Radikalisierung findet nicht statt. Unsere Ergebnisse legen nahe, dass die Migrationsbewegungen negative wirtschaftliche und in der Folge auch politische Auswirkungen abfedern. Damals verließen etwa viermal so viele Einwohner ihren Landkreis nach einem Handelsschock wie in vergleichbaren Situationen in den heutigen USA.

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