Aktuelle Trends: Trendmäßiger Anstieg der Sterbefälle in Deutschland – Altersstruktur bei der Interpretation der Sterblichkeit berücksichtigen
In Deutschland steigt aufgrund der Altersstruktur die Anzahl der jährlichen Sterbefälle. Ein einfacher Vergleich der aktuellen Sterbefälle mit dem Durchschnitt der Vorjahre ist daher nicht geeignet, um die Übersterblichkeit während der Pandemie zu beurteilen.
01. March 2021
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Trendmäßige Anstieg der SterbefällePage 2
Endnoten All on one pageZwar sind im Jahr 2020 5,1% bzw. 48 100 Personen mehr verstorben als im Durchschnitt der Jahre 2016 bis 2019.1 Allerdings wird bei dieser Vorgehensweise der – durch die sich ändernde Altersstruktur verursachte – trendmäßige Anstieg der Sterbefälle vernachlässigt. Dieser Trend lässt sich bereits seit anderthalb Jahrzehnten beobachten und wird sich wohl auch in den nächsten Jahren bis etwa zum Jahr 2050 fortsetzen. Dies legt die 14. koordinierte Bevölkerungsvorausberechnung des Statistischen Bundesamts für die Jahre 2019 bis 2060 nahe, die je nach Annahme zur Entwicklung der Lebenserwartung drei Szenarien für die erwarteten jährlichen Sterbefälle bereitstellt (vgl. Abbildung links).2 Für die Jahre 2019 und 2020 liegt neben den Daten zu den erwarteten Sterbefällen auch die amtlich gemeldete Anzahl der tatsächlich Gestorbenen vor. Demnach verstarben im Jahr 2019 deutlich weniger Personen als in der Bevölkerungsvorausberechnung angenommen (vgl. Abbildung rechts). Die Untersterblichkeit lag je nach Annahme zur weiteren Lebenserwartung zwischen 2,2% und 2,6% (21 480 bis
25 480 Personen). Im Pandemiejahr 2020 war die Sterblichkeit hingegen je nach Szenario zwischen 0,6% und 1,9% (5 489 bis 18 489 Personen) höher als erwartet. Gegenüber einem reinen Vorjahresvergleich reduziert die Berücksichtigung der Altersstruktur somit die ermittelte Übersterblichkeit im Corona-Jahr 2020.3