Aktuelle Trends: Weniger Gewerbeabmeldungen seit Beginn der Pandemie
Insolvente Unternehmen sind zahlungsunfähig oder überschuldet und werden in den allermeisten Fällen geschlossen. Dagegen wird ein Gewerbe nicht nur bei der Insolvenz eines Betriebes abgemeldet, sondern z. B. auch, wenn ein Weiterbetrieb nicht lohnend erscheint. Somit sollte sich die gegenwärtige Corona-Krise auch in einer höheren Zahl an Gewerbeabmeldungen spiegeln.
22. December 2021
Die Statistik liefert jedoch – ähnlich wie bei den Insolvenzen1 – ein gegenteiliges Bild: Seit dem Beginn der Pandemie im Frühjahr 2020 ist die Zahl der Gewerbeabmeldungen in Deutschland nicht gestiegen, sondern deutlich gesunken. Im Zeitraum von Januar bis August 2021 (neuere Daten liegen noch nicht für alle Bundesländer vor) wurden 340 000 Gewerbe abgemeldet, genauso viele wie im gleichen Zeitraum des ersten Pandemiejahres 2020. In den Jahren vor der Corona-Krise 2017 bis 2019 gab es von Januar bis August im Mittel 410 000 Abmeldungen. Die Zahl der Gewerbeanmeldungen hat den Einbruch zu Beginn der Pandemie dagegen im Jahr 2021 wieder wettgemacht. Dass die Gewerbeabmeldungen auch im Jahr 2021 noch weit unter den Werten von vor der Pandemie liegen, deutet darauf hin, dass viele Unternehmen, auch dank staatlicher Hilfen, in einer Art Dämmerzustand verweilen und die dort unproduktiv gebundenen Produktionsfaktoren nicht im gesamtwirtschaftlich gewünschten Umfang in andere, produktivere Verwendungen überführt werden (vgl. Kommentar in diesem Heft).
1 Müller, S.: Unternehmensinsolvenzen seit Ausbruch der Pandemie, in: Wirtschaft im Wandel, Vol. 27 (2), 2021, 35−38.