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Ausfallrisiken von StaatsanleihenSeite 2
Welche Kanäle übertragen Schocks?Seite 3
Höhere Gleichbewegung im Euroraum als in den Nicht-EWU-Ländern Auf einer Seite lesenDie Prämien von Kreditausfallversicherungen für Staatsanleihen (CDS Spreads) werden dabei als Maß für das Kreditrisiko der einzelnen Staaten verwendet. In der Studie wird die Gleichbewegung dieser CDS Spreads über die Zeit für jedes Länderpaar in Form bedingter zeitvariierender Korrelationen berechnet. Je höher dabei die Korrelation, desto stärker die Gleichbewegung der beiden Länder.
Abbildung 2 zeigt die durchschnittliche Stärke der Gleichbewegung pro Ländergruppe über die Zeit. Es wird offensichtlich, dass die Gleichbewegung in CDS Spreads auf Staatsanleihen nach der Insolvenz von Lehman Brothers im September 2008 angestiegen ist. Dieser Anstieg ist am höchsten für diejenigen Länderpaare, bei denen beide Länder der Peripherie des Euroraums zugeordnet werden können. Dies deutet auf die Rolle schwacher Fundamentaldaten und gemeinsamer struktureller Probleme als Übertragungskanäle hin. Im folgenden Zeitraum, der die Staatsschuldenkrise einschließt, bleibt die Gleichbewegung für diese Ländergruppe auf einem hohen Niveau. Gleichzeitig spiegeln sich zentrale Ereignisse der Krisenperiode in den Daten wider. So sieht man einen Anstieg im November 2009, als Griechenland ein unerwartet hohes fiskalisches Defizit verkündet. Im Gegensatz hierzu führt die Einrichtung der Rettungsprogramme im April 2010 zu einem Rückgang.
Der Verlauf der Gleichbewegung in den anderen Ländergruppen entwickelt sich ähnlich, wobei mit Beginn der europäischen Staatsschuldenkrise höhere Werte für die Länder des Euroraums beobachtet werden können als für Nicht-EWU-Länder. Dies gilt unabhängig davon, ob es sich um die stabileren Kern- oder die schwächeren Peripherieländer handelt, und weist auf die Bedeutung der gemeinsamen Währung hin. In anderen Worten, die gemeinsame Zugehörig-keit zur Währungsunion scheint eine Gleichbewegung auch für Länderkombinationen mit unterschiedlichen Fundamentaldaten zu verursachen.
In einem zweiten Schritt wird die Frage beantwortet, ob und zu welchen Zeitpunkten die oben beschriebenen Anstiege der Gleichbewegung über die Zeit auch statistisch signifikant sind. Ein signifikanter Anstieg in der Gleichbewegung deutet an, dass sich in der Art und Weise, wie Schocks von einem in das andere Land übertragen werden, etwas fundamental geändert hat. Dies wird folglich als erster Hinweis für einen Ansteckungseffekt interpretiert. Dieser wird anschließend mit Blick auf die drei spezifischen Wirkungskanäle genauer untersucht.
Die Ergebnisse zeigen, dass sich Ansteckungseffekte um den Zeitpunkt der Insolvenz von Lehman Brothers konzentrieren. Während dieses Ergebnis für alle Ländergruppen gilt, gibt es in der nachfolgenden Zeit Unterschiede. So finden sich für die Peripherieländer des Euroraums verstärkt Hinweise auf Ansteckungseffekte während der europäischen Staatsschuldenkrise, die mit der Ankündigung des hohen griechischen Defizits im Jahr 2009 an Fahrt aufgenommen hat. Dies verdeutlicht wiederum die Verwundbarkeit von Staaten mit schwachen Fundamentaldaten, auf Basis derer Investoren ihre Wahrnehmung über das erwartete Kreditrisiko revidieren. Des Weiteren finden sich Ansteckungseffekte über den gesamten Beobachtungszeitraum und über alle Ländergruppen. Dies zeigt, dass die internationale Übertragung von Schocks während der Krise nicht auf einen Zeitpunkt beschränkt werden kann.
In einem dritten Schritt wird analysiert, welches die Gründe für die im zweiten Schritt identifizierten Ansteckungseffekte auf Staatsanleihemärkten sind. Hierbei findet keine Beschränkung auf nur einen möglichen Kanal statt. Vielmehr wird wie oben beschrieben sowohl der Effekt struktureller Ähnlichkeiten zwischen Ländern als auch die Rolle direkter und indirekter Verflechtungen über Ländergrenzen hinweg betrachtet.
Die Analyse zeigt, dass verschiedene Kanäle einen signifikanten Anstieg in der Gleichbewegung der Kreditrisiken verursachen. So weisen zum Beispiel Länder, die vergleichbare Staatsschuldenniveaus besitzen, einen stärker gleichgerichteten Verlauf auf. Gleiches gilt für Länder, deren Bankensysteme über Kapitalströme ein höheres Maß an Vernetzung aufweisen. Außerdem haben verstärkte Preisschwankungen an den Aktienmärkten, die höhere Unsicherheit unter den Marktteilnehmern abbilden, einen positiven Einfluss auf die Gleichbewegung bezüglich der Ausfallrisiken.
Was bedeutet dies für die Politik?
Zusammenfassend zeigt die Studie, dass die Entwicklung staatlicher Kreditrisiken der Länder des Euroraums während der Krise stärker aneinandergekoppelt ist als die der Länder außerhalb des Euroraums. Dies gilt trotz unterschiedlicher Fundamentaldaten und spiegelt die Rolle der gemeinsamen Währung sowie die Notwendigkeit gemeinsamer Politikmaßnahmen wider. Des Weiteren wird dokumentiert, dass Ansteckungseffekte nicht einem einzelnen Zeitpunkt zugeordnet sind und auf verschiedene Kanäle zurückgeführt werden können. Diese Ergebnisse implizieren, dass die Politik flexible und schnell einsetzbare Interventionsmaßnahmen zur Verfügung haben sollte. Während einerseits langfristige, strukturelle Reformen notwendig sind, um Ansteckungseffekte über Defizite im Staatshaushalt zu reduzieren, sind andererseits auch kurzfristige Maßnahmen erforderlich, die Einfluss auf Stimmungen und Erwartungen an den Märkten haben und dadurch Unsicherheit reduzieren können