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Wirtschaftliche Aussichten Ostdeutschlands für 2017

In Ostdeutschland (einschließlich Berlin) hat das Bruttoinlandsprodukt im Jahr 2016 in etwa so stark zugenommen wie im Westteil der Republik. Der Wachstumsvorsprung der Region in den beiden vorangegangenen Jahren ist damit geschmolzen. Die Nachfrageimpulse der privaten und der öffentlichen Haushalte nach Konsumgütern sowie nach Wohnimmobilien und Bauten in die Infrastruktur haben die Produktion im Jahr 2016 in den meisten Wirtschaftsbereichen angeregt, allerdings mit unterschiedlicher Intensität. 

11. Januar 2017

Autoren Hans-Ulrich Brautzsch Brigitte Loose Udo Ludwig

Während das Produzierende Gewerbe dank der konjunkturellen Belebung in den ostdeutschen Flächenländern ein deutlich höheres Tempo als im Jahr 2015 anschlug, verlor der Dienstleistungssektor insgesamt ein wenig an konjunktureller Dynamik. Zwar konnten einige distributive Dienstleister, wie der Handel und das Gastgewerbe, und unternehmensnahe Dienstleister im Jahr 2016 in den Flächenländern ihr hohes Wachstumstempo vom Vorjahr nicht halten, dagegen dürften sie in Berlin kräftiger zugelegt haben. Die staatlichen Verwaltungen, das Gesundheitswesen, der Bereich Kultur und Erholung haben vor allem im Zuge der Integration der Asylsuchenden ihre Dienstleistungen verstärkt ausgeweitet.

Im Jahr 2017 wird die ostdeutsche Wirtschaft weiterhin von der Verlagerung der Antriebskräfte der gesamtwirtschaftlichen Konjunktur in Deutschland vom Ausland auf das Inland profitieren. Das Bruttoinlandsprodukt wird mit 1,3% im Gleichschritt mit Westdeutschland expandieren. Impulsgeber dürften vor allem die konsumnahen Branchen des Produzierenden Gewerbes und des Dienstleistungsbereichs sein. Der schwächere Zuwachs der gesamtwirtschaftlichen Produktion gegenüber dem Jahr 2016 resultiert – wie in Deutschland insgesamt – zu einem Großteil aus der geringeren Anzahl von Arbeitstagen. Zudem erholt sich die Weltkonjunktur nur mäßig, sodass die Exporte, aber auch die Belieferung der westdeutschen Produzenten von Exportwaren mit Vorleistungsgütern aus Ostdeutschland wohl nur leicht an Fahrt gewinnt. Zwar dürften auch nach wie vor demographische Faktoren die Entwicklung von Nachfrage und Angebot in den ostdeutschen Flächenländern belasten, der Bevölkerungszuwachs in Berlin und die dort verstärkte Ausweitung der Kreativwirtschaft werden sie aber wohl weitgehend ausgleichen.

Die Lage am ostdeutschen Arbeitsmarkt war im Jahr 2016 recht günstig. Die Zahl der Erwerbstätigen nahm um 81 000 Personen bzw. 1,0% zu. Mehr als die Hälfte des gesamten Beschäftigungsaufbaus in Ostdeutschland entfiel auf Berlin. Der Anstieg der Sozialversicherungspflichtigen lag mit etwa 1,8% erneut deutlich über der Zunahme der Erwerbstätigkeit. Fast der gesamte Aufbau an sozialversicherungspflichtigen Beschäftigungsverhältnissen erfolgte in den Dienstleistungsbereichen. Dazu dürfte auch der zusätzliche Arbeitskräftebedarf im Zuge der Bewältigung der Fluchtmigration beigetragen haben.

Die – auf die Erwerbspersonen bezogene – Arbeitslosenquote sank auf 8,4% (2015: 9,1%). Die Unterbeschäftigung nahm – anders als in Westdeutschland – weiter leicht ab. Verantwortlich dafür ist aktuell nicht allein der seit längerem anhaltende Rückgang des Erwerbspersonenpotenzials in Ostdeutschland, sondern auch die Tatsache, dass in Ostdeutschland zunehmend Personen im Zusammenhang mit der Fluchtmigration in arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen gefördert werden. Anderenfalls wäre ein Anstieg der Unterbeschäftigung nicht auszuschließen gewesen. Im Jahr 2017 wird die Beschäftigung wegen der etwas schwächeren Entwicklung der Produktion nur um 0,4% zunehmen (Westdeutschland: +0,6%). Positiv wirkt sich dabei die weitere Zunahme des – an sich schon hohen – Stellenangebots aus. Insgesamt waren 200 000 Stellen auf dem ersten Arbeitsmarkt frei. Im Verlauf des Jahres 2017 wird die Arbeitslosigkeit wohl nicht mehr so stark sinken wie im Vorjahr, da dann die Zahl der arbeitslos registrierten Personen im Kontext von Fluchtmigration zunehmen dürfte. Insgesamt wird im Jahr 2017 die – auf die Erwerbspersonen bezogene – Arbeitslosenquote 7,8% betragen.

Außerdem in diesem Heft

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IWH-Konjunkturbarometer Ostdeutschland: Produktion schwenkt nach Dämpfer wieder auf Expansionspfad ein

Franziska Exß Udo Ludwig

in: Konjunktur aktuell, Nr. 4, 2016

Abstract

Das Bruttoinlandsprodukt der ostdeutschen Flächenländer ist im ersten Halbjahr 2016 gegenüber dem gleichen Vorjahreszeitraum laut Meldung der amtlichen Statistik mit 2,3% überraschend stark und im Gleichschritt mit dem früheren Bundesgebiet (einschließlich Berlin) gestiegen.

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Konjunktur aktuell: Deutsche Wirtschaft weiter von Konsum und Bau beflügelt

Arbeitskreis Konjunktur des IWH

in: Konjunktur aktuell, Nr. 4, 2016

Abstract

Die deutsche Konjunktur bleibt aufgrund der starken Binnennachfrage recht kräftig. Im Jahr 2017 wird die Zuwachsrate des Bruttoinlandsprodukts nach der neuen IWH-Prognose 1,3% betragen. Sie fällt damit etwa einen halben Prozentpunkt geringer aus als im Jahr 2016, dies liegt an einer geringeren Anzahl an Arbeitstagen und an einem negativen Wachstumsbeitrag des Außenhandels. Die Verbraucherpreisinflation bleibt mit 1,3% mäßig. Die Arbeitslosigkeit nimmt wohl etwas zu, dazu trägt bei, dass die Integration Geflüchteter in den Arbeitsmarkt langwierig ist.

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Die mittelfristige wirtschaftliche Entwicklung in Deutschland für die Jahre 2016 bis 2021

Hans-Ulrich Brautzsch Katja Heinisch Oliver Holtemöller Brigitte Loose Matthias Wieschemeyer Götz Zeddies

in: Konjunktur aktuell, Nr. 4, 2016

Abstract

Nach der Mittelfristprojektion des IWH dürfte das Bruttoinlandsprodukt in Deutschland in den Jahren von 2016 bis 2021 um durchschnittlich 1½% wachsen; das nominale Bruttoinlandsprodukt wird wohl um durchschnittlich 3% zunehmen. Nach einer leichten Überauslastung der Kapazitäten in den Jahren 2016 und 2017 dürfte sich die Produktionslücke mittelfristig schließen. Aufgrund des mittelfristig kaum anziehenden Wachstums im Euroraum und des im Vergleich zum langfristigen Mittel schwachen Welthandels dürften vom Außenhandel in der mittleren Frist kaum Impulse ausgehen; die konjunkturelle Dynamik wird daher nach wie vor maßgeblich von der Inlands¬nachfrage bestimmt. Die Verbraucherpreise ziehen im Prognosezeitraum etwas an.

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