Contents
Page 1
Das Klischee der egoistischen Ökonomen
Page 2
Ergebnisse
Page 3
Fazit All on one page

Ergebnis 1: Ökonomen sind nicht egoistischer

Um etwas über die persönlichen Charakteristika bestimmter Gruppen zu erfahren, muss man sich auf den Beginn des Experiments konzentrieren. Der Grund hierfür liegt darin, dass den Probanden zu Beginn des Mechanismus der freiwilligen Beiträge noch keine Information über die Verhaltensweise ihrer Mitspielenden vorliegt. Sollte die simple Aussage, dass Ökonomen im Durchschnitt egoistischer sind, wahr sein, müsste man in der ersten Beitragsrunde diese Unterschiede deutlich erkennen.

Ergebnis 2: Ökonomen gehen das Dilemma an – wenn die Regeln stimmen

Gibt man den Probanden jedoch die Möglichkeit, das Dilemma zu lösen, indem sie vor Beginn der eigentlichen Beitragszahlungen zunächst eine Kommunikationsplattform aufbauen, lassen sich mehrere Ergebnisse feststellen. Zum einen waren nur die wenigsten Gruppen im dritten Teil des Experiments in der Lage, die Plattform für den persönlichen Austausch zu finanzieren (7 von 32 in der Standardumgebung und 8 von 32 in der investitionsfreundlichen Umgebung). Wie erwartet stiegen die durchschnittlichen Beiträge zur Plattform in der investitionsfreundlichen Umgebung an. Insbesondere fällt dabei der Anteil der Ökonomen ins Gewicht, welche ihre Beiträge im Vergleich zum anderen Szenario um ungefähr 50% erhöhten (vgl. Tabelle). Bei den Nicht-Ökonomen gab es sogar eine leichte Senkung der Beiträge, die jedoch statistisch nicht signifikant war. Dies verstärkt den Eindruck, dass die Ökonomen stärker auf die entsprechenden Anreize reagieren als Nicht-Ökonomen.

Dem ist jedoch nicht so. Zwar handelt ein höherer Anteil der Ökonomen in der ersten Periode als Trittbrettfahrer, jedoch befindet sich auch ein höherer Anteil von ihnen in der Gruppe derer, die sozial optimale Beiträge leisten (vgl. Abbildung 1). Somit hatten Ökonomen lediglich eine höhere Varianz in ihren Beiträgen als Nicht-Ökonomen. Zusätzlich wird beobachtet, dass Ökonomen im Schnitt länger bei den sozial optimalen Beiträgen bleiben.

Große Unterschiede gibt es jedoch bei den Beiträgen in den letzten Perioden, welche unter dem Begriff end game zusammengefasst werden. In den letzten Perioden ist es viel verlockender, nichts zum öffentlichen Gut beizutragen, da keine Konsequenzen auf die verweigerte Kooperation in den folgenden Perioden mehr möglich sind. Hier wurde beobachtet, dass Ökonomen im end game deutlich niedrigere Beiträge leisten als Nicht-Ökonomen (vgl. Abbildung 2).

Suggested Reading

cover_DP_2017-29.jpg

Endogenous Institution Formation in Public Good Games: The Effect of Economic Education

Martin Altemeyer-Bartscher Dmitri Bershadskyy Philipp Schreck Florian Timme

in: IWH Discussion Papers, No. 29, 2017

Abstract

In a public good experiment, the paper analyses to which extent individuals with economic education behave differently in a second-order dilemma. Second-order dilemmas may arise, when individuals endogenously build up costly institutions that help to overcome a public good problem (first-order dilemma). The specific institution used in the experiment is a communication platform allowing for group communication before the first-order public good game takes place. The experimental results confirm the finding of the literature that economists tend to free ride more intensively in public good games than non-economists. The difference is the strongest in the end-game phase, yielding in the conclusion that the magnitude of the end-game effect depends on the share of economists in the pool of participants. When it comes to the building-up of institutions, the individual efficiency gain of the institution and its inherent cost function constitute the driving forces for the contribution behaviour. Providing an investment friendly environment yields in economists contributing more to the institution than non-economists. Therefore, we make clear that first-order results of a simple public good game cannot be simply applied for second-order incentive problems.

read publication

Also in this issue

cover_wirtschaft-im-wandel_2018-1.jpg

Kommentar: Bitcoin?

Reint E. Gropp

in: Wirtschaft im Wandel, No. 1, 2018

Abstract

Selbst nach dem Preisverfall zu Beginn dieses Jahres hätte eine Investition in Bitcoin über die letzten Jahre hinweg betrachtet phantastische Erträge erzielt. Sollte man seine Ersparnisse jetzt also in Bitcoin anlegen? Oder sind die Preisrückgänge warnendes Anzeichen für das bevorstehende Platzen der Blase und einen Wert von null, wie der bekannte Ökonom Muriel Roubini kürzlich meinte?

read publication

cover_wirtschaft-im-wandel_2018-1.jpg

Aktuelle Trends: Nach wie vor große Branchenunterschiede bei der Weiterbildung

Eva Dettmann

in: Wirtschaft im Wandel, No. 1, 2018

Abstract

Seit dem Ende der Finanzkrise steigt der Anteil der Beschäftigten, deren Weiterbildung vom Betrieb unterstützt wird, wieder kontinuierlich an. Der aktuelle Wert liegt bei ca. einem Drittel der Beschäftigten in Gesamtdeutschland. Die Weiterbildungsquote ostdeutscher Beschäftigter liegt aktuell bei 35% gegenüber 33% der westdeutschen Beschäftigten.

read publication

cover_wirtschaft-im-wandel_2018-1.jpg

Welche Faktoren verzögern die Umsetzung der Bankenunion?

Michael Koetter Thomas Krause Lena Tonzer

in: Wirtschaft im Wandel, No. 1, 2018

Abstract

Die Europäische Kommission hat weitreichende Reformen zur Regulierung und Überwachung des europäischen Bankensektors beschlossen, um die Stabilität europäischer Banken zu gewährleisten. In den meisten Mitgliedsländern verzögert sich allerdings die Umsetzung der zugrunde liegenden Richtlinien der Europäischen Kommission. Dieser Beitrag geht den Gründen für diese Verzögerung nach. Es zeigt sich, dass insbesondere bereits existierende Regulierungen und institutionelle Rahmenbedingungen das Tempo der Umsetzung entscheidend bestimmen. Entgegen populären Meinungsäußerungen sind die Struktur der Bankensektoren in den Mitgliedstaaten und politische Faktoren hingegen von nachrangiger Bedeutung.

read publication

Whom to contact

For Researchers

Dmitri Bershadskyy
Dmitri Bershadskyy
Economist

If you have any further questions please contact me.

+49 345 7753-863 Request per E-Mail

For Journalists

Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft LogoTotal-Equality-LogoSupported by the BMWK