Contents
Page 1
Ausfallrisiko
Page 2
Herleitung politischer Ereignisse
Page 3
Ergebnis
Page 4
Endnoten All on one page

Ergebnis: eine Zeitreihe bedingter Fluktuationen im staatlichen Ausfallrisiko

Wird für alle hergeleiteten Ereignisse die einhergehende Veränderung im italienischen Staatsschuldenausfallrisiko berechnet, ergibt sich die Zeitreihe in Abbildung 3. Die grauen Punkte entsprechen den Veränderungen des Ausfallrisikos im Zeitfenster um die politischen Ereignisse herum, während die blaue Linie die Monatssummen abbildet; hierfür werden die einzelnen Risikoveränderungen der Ereignisse innerhalb eines Monats saldiert. Die Monatssummen werden genutzt, um die Effekte der Risikoveränderung auf wirtschaftliche und finanzielle Größen zu schätzen. Die orange Fläche bildet die kumulierte absolute Veränderung des Risikos über die Zeit ab. Wie zu erwarten, sind die größten Ausschläge im Ausfallrisiko italienischer Staatsanleihen während der Euro-Krise der Jahre 2010 bis 2013 zu beobachten. Dennoch gibt es Variation auch außerhalb dieser Periode. Im März 2004 z. B. erlitt das Kabinettsmitglied Umberto Bossi einen Herzinfarkt und Hirnschlag, was einen Anstieg des Ausfallrisikos zur Folge hatte, möglicherweise aufgrund von Bossis Rolle bei den damaligen Reformvorhaben in Italien. Nach der Euro-Krise trugen innenpolitische Auseinandersetzungen um die Fünf-Sterne-Partei und die Lega Nord zu den Fluktuationen bei. Auf einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Marine Le Pen, einer französischen Politikerin der extremen Rechten, nannte der damalige stellvertretende Ministerpräsident, Matteo Salvini, den EU-Kommissionspräsidenten einen Feind Europas. Dieses Ereignis hat die Markteinschätzung des Ausfallrisikos italienischer Staatsanleihen ebenfalls steigen lassen.

Abbildung 3 zeigt, dass politisch ausgelöste Fluktuationen im staatlichen Ausfallrisiko in bestimmten Perioden häufiger auftreten. Die Ausschläge ab 2010 fallen z. B. in die Zeit der Euro-Krise, in der die Schuldentragfähigkeit einzelner Euro-Mitgliedstaaten von den Finanzmärkten infrage gestellt wurde. In dieser Zeit war die wirtschaftliche Situation angespannt, was den politischen Druck erhöht und damit zu einer Häufung politischer Fluktuationen geführt haben könnte. Damit die hergeleitete Zeitreihe als Instrument genutzt werden kann, um kausale Effekte staatlichen Ausfallrisikos auf wirtschaftliche Variablen zu schätzen, muss sichergestellt werden, dass die Zeitreihe nicht in Teilen variierenden politischen Druck reflektiert und somit doch auch die allgemeinen ökonomischen Bedingungen widerspiegelt. Andernfalls könnte sie trotz der Herleitung auf Basis hochfrequenter Daten nicht genutzt werden, um den Wirkungskanal von staatlichem Ausfallrisiko auf ökonomische Variablen zu untersuchen. Um diesen Bedenken Rechnung zu tragen, wird ein Granger-Kausalitätstest durchgeführt. Dabei wird geprüft, ob vergangene Beobachtungen der gesamtwirtschaftlichen Situation die Zeitreihe der politisch ausgelösten Fluktuationen vorhersagen können. In diesem Fall würden die dargelegten Bedenken bestätigt, und die Zeitreihe würde zumindest in Teilen Fluktuationen in makroökonomischen Variablen spiegeln. Das Ergebnis des Tests ergibt jedoch keine Vorhersagekraft ökonomischer und finanzieller Variablen für das Instrument, sodass die aggregierten Fluktuationen in der weiteren Analyse genutzt werden können, um die wirtschaftlichen und finanziellen Effekte eines Anstiegs des staatlichen Ausfallrisikos zu schätzen.

Suggested Reading

cover_DP_2022-8.jpg

The Effects of Sovereign Risk: A High Frequency Identification Based on News Ticker Data

Ruben Staffa

in: IWH Discussion Papers, No. 8, 2022

Abstract

This paper uses novel news ticker data to evaluate the effect of sovereign risk on economic and financial outcomes. The use of intraday news enables me to derive policy events and respective timestamps that potentially alter investors’ beliefs about a sovereign’s willingness to service its debt and thereby sovereign risk. Following the high frequency identification literature, in the tradition of Kuttner (2001) and Guerkaynak et al. (2005), associated variation in sovereign risk is then obtained by capturing bond price movements within narrowly defined time windows around the event time. I conduct the outlined identification for Italy since its large bond market and its frequent coverage in the news render it a suitable candidate country. Using the identified shocks in an instrumental variable local projection setting yields a strong instrument and robust results in line with theoretical predictions. I document a dampening effect of sovereign risk on output. Also, borrowing costs for the private sector increase and inflation rises in response to higher sovereign risk.

read publication

Also in this issue

cover_wiwa_2023-02.jpg

Kommentar: Lehren aus dem Crash von Silicon Valley Bank und Credit Suisse

Reint E. Gropp

in: Wirtschaft im Wandel, No. 2, 2023

Abstract

Die „kleine“ Bankenkrise in den USA scheint vorbeizusein, und auch die Credit-Suisse-Krise ist beigelegt. Es stellt sich die Frage, was wir aus der Pleite der Silicon Valley Bank lernen können, um eine ähnliche Situation in Deutschland oder Europa zu vermeiden.

read publication

cover_wiwa_2023-02.jpg

Aktuelle Trends: Staatsverbrauch wieder zurück auf Vor-Covid-Trend

Oliver Holtemöller Götz Zeddies

in: Wirtschaft im Wandel, No. 2, 2023

Abstract

Der vierteljährliche Staatsverbrauch in Abgrenzung der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen ist im ersten Quartal 2023 wieder annähernd zurück auf den Vor-Covid-Trend gefallen. Mit dem Ausbruch der Corona-Pandemie im Frühjahr 2020 hatte der Staatsverbrauch deutlich zugenommen, weil dort zahlreiche Maßnahmen verbucht wurden, die der Staat zur Bewältigung der Pandemie ergriffen hat, etwa der Kauf von Schutzausrüstung, Corona-Tests, medizinische Behandlungen oder finanzielle Zuwendungen an Krankenhäuser.

read publication

cover_wiwa_2023-02.jpg

Stadtfrust und Landlust? Über regionale Präferenzen von hochqualifizierten Individuen

Matthias Brachert Sabrina Jeworrek

in: Wirtschaft im Wandel, No. 2, 2023

Abstract

Die Verfügbarkeit von qualifizierten Arbeitskräften ist eine zentrale Voraussetzung für den Erfolg eines Unternehmens. Eine städtische Lohnprämie zieht Beschäftigte an und verstärkt den Urbanisierungstrend. In unserer Studie untersuchen wir, ob nicht nur die Lohnprämie, sondern auch der Unternehmensstandort selbst die Attraktivität eines Arbeitsplatzes beeinflusst. Mittels eines experimentellen Untersuchungsdesigns zeigen wir, dass hochqualifizierte Arbeitnehmer unabhängig vom gezahlten Lohn eine Präferenz für städtische Standorte haben, selbst wenn ländliche Standorte attraktive regionale Eigenschaften aufweisen. Der beobachtete Effekt ist allerdings getrieben von Personen, die in städtischen Gebieten aufgewachsen sind. Personen, die in ländlichen Gebieten aufgewachsen sind, zeigen dagegen keine regionalen Präferenzen, weder für noch gegen städtische Gebiete.

read publication

Whom to contact

For Researchers

Dr Ruben Staffa
Dr Ruben Staffa

If you have any further questions please contact me.

Request per E-Mail

For Journalists

Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft LogoTotal-Equality-LogoSupported by the BMWK