Arbeitsmarktbilanz Ostdeutschland: Beschäftigung im Osten rückläufig
Der seit dem vierten Quartal 2014 zu beobachtende Beschäftigungsrückgang hat sich fortgesetzt. Im zweiten Quartal 2015 nahm die Zahl der Erwerbstätigen saisonbereinigt mit 0,2% sogar noch etwas stärker ab als in den beiden Quartalen zuvor. Dabei lag im ersten Halbjahr 2015 das Bruttoinlandsprodukt um 1,1% über dem Vorjahresstand. In Westdeutschland, wo das Bruttoinlandsprodukt um 1,5% zunahm, legte die Beschäftigung weiter zu.
18. Dezember 2015
Die Entwicklung nach Beschäftigungsformen zeigt ein uneinheitliches Bild: Die Zahl der sozialversicherungspflichtig (SV-pflichtig) Beschäftigten hat im ersten Halbjahr 2015 saisonbereinigt um 25 000 Personen bzw. 0,6% zugenommen (Westdeutschland: 289 000 Personen bzw. 1,1%). Dem Aufbau der SV-pflichtigen Beschäftigung stand jedoch eine deutliche Verringerung der ausschließlich geringfügig entlohnten Beschäftigten gegenüber: Die Zahl der Minijobs ging im ersten Halbjahr saisonbereinigt um 25 000 Personen bzw. 4,8% zurück (Westdeutschland: –110 000 Personen bzw. –2,4%). Hierbei spielt die Einführung des allgemeinen gesetzlichen Mindestlohns eine entscheidende Rolle, da sich vor allem für Minijobs die Arbeitskosten erheblich erhöht haben. Allerdings wird wohl ein Teil dieser Minijobs in SV-pflichtige Beschäftigungsverhältnisse umgewandelt worden sein. Zum Rückgang der Erwerbstätigkeit dürfte auch die weitere Abnahme der Zahl der Selbstständigen beigetragen haben. Insgesamt werden im Durchschnitt des Jahres 2015 voraussichtlich knapp 5,78 Millionen Personen erwerbstätig sein. Dies bedeutet eine Abnahme um 0,3% gegenüber dem Vorjahr (vgl. Übersicht).
Die Zahl der Arbeitslosen lag in den ersten drei Quartalen in Ostdeutschland um 44 000 Personen unter dem Stand im Vorjahreszeitraum. Dass trotz des Rückgangs der Erwerbstätigkeit die Arbeitslosigkeit abgenommen hat, ist auf die weitere Verringerung des Erwerbspersonenpotenzials zurückzuführen. Die seit dem Jahr 2012 zu verzeichnenden Wanderungsgewinne konnten bisher noch nicht die aus den Geburtendefiziten resultierenden Verluste beim Arbeitsangebot kompensieren. Darüber hinaus wurde das Erwerbspersonenpotenzial auch durch die Mitte 2014 eingeführte abschlagsfreie Rente ab 63 ungünstig beeinflusst. Spürbare Effekte auf das Erwerbspersonenpotenzial gehen auch von der stark gestiegenen Flüchtlingsmigration aus. Diese Effekte werden im Jahr 2016 erheblich kräftiger sein als in diesem Jahr.