Zu den Auswirkungen der Migration auf den ostdeutschen Arbeitsmarkt
Die starken Migrationsprozesse beeinflussen zunehmend auch den ostdeutschen Arbeitsmarkt. Die Zuwachsraten bei der Zahl der Beschäftigten, den Arbeitslosen sowie den Leistungsbeziehern nach SGB II vor allem aus den mittel- und osteuropäischen Staaten mit Arbeitnehmerfreizügigkeit, den von der europäischen Schulden- und Vertrauenskrise besonders schwer betroffenen Ländern Griechenland, Italien, Portugal und Spanien sowie den Asylherkunftsländern sind gegenwärtig sehr hoch und liegen in der gleichen Größenordnung wie in Westdeutschland. Die Anteile von Migranten an der Bevölkerung und an relevanten Arbeitsmarktgrößen sind allerdings in Ostdeutschland erheblich niedriger als in Westdeutschland.
18. Dezember 2015
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Effekte der Migration in der Arbeitsmarktstatistik Auf einer Seite lesenDie Entwicklung auf dem deutschen Arbeitsmarkt wird zunehmend von den starken Migrationsprozessen beeinflusst. Dabei ist die hohe Zuwanderung insbesondere auf die uneingeschränkte Arbeitnehmerfreizügigkeit für die mittel- und osteuropäischen EU-Mitgliedstaaten, die schwierige Arbeitsmarktlage in den von der europäischen Schulden- und Vertrauenskrise besonders schwer betroffenen Staaten Griechenland, Italien, Portugal und Spanien sowie die starke Flüchtlingsmigration zurückzuführen. In welchem Umfang dabei die Großregionen Ost- und Westdeutschland von den kräftigen Migrationsströmen betroffen sind, soll im Folgenden dargestellt werden.
Zuwanderung aus dem Ausland: Deutlicher Anstieg auch in Ostdeutschland
der Abwanderer. So betrug die Nettozuwanderung im Jahr 2012 ca. 10 000 Personen, im Jahr 2013 waren es bereits 26 000 Personen, und im Jahr 2014 lag die Zahl der Zuwanderer um 59 000 über der der Abwanderer. Gegenüber dem Ausland betrug im Jahr 2014 der Wanderungsüberschuss 54 000 Personen. In Ostdeutschland (einschließlich Berlin) belief sich die Nettozuwanderung aus dem Ausland sogar auf knapp 89 000 Personen. Der Anteil der Neuen Bundesländer einschließlich Berlin an der gesamten Nettozuwanderung war mit 16,1% allerdings geringer als der Anteil an der Bevölkerung Deutschlands (19,8%).
In Tabelle 1 ist die Struktur der Wanderung nach Ländergruppen für das Jahr 2014 angegeben. Der Anteil der Migration aus den mittel- und osteuropäischen EU-Mitgliedstaaten, den Krisenstaaten Griechenland, Italien, Portugal und Spanien sowie den Asylherkunftsländern an der Nettozuwanderung aus dem Ausland insgesamt betrug demnach in Ostdeutschland 76,4%, in Berlin 59,5% sowie in Westdeutschland 81,6%.
Für das Jahr 2015 liegen zur Außenwanderung bisher nur Angaben für die ersten vier Monate vor. Demnach gab es in Deutschland 257 000 mehr Einwanderer als Auswanderer, in Ostdeutschland (einschließlich Berlin) waren es knapp 27 000. Informationen über die Zahl der Asylanträge stehen für den Zeitraum bis Oktober 2015 zur Verfügung. Diese erlauben eine ungefähre Einschätzung der Zuwanderung aus den Asylherkunftsländern. Im Zeitraum von Januar bis Oktober 2015 wurden in Deutschland mit 362 000 Anträgen mehr als doppelt so viele Asylgesuche gestellt wie im Vorjahreszeitraum. Davon entfielen auf die fünf neuen Flächenländer und Berlin 96 000 Asylanträge. Dies sind 26,5% der in Deutschland insgesamt gestellten Asylanträge. Im gleichen Zeitraum wurden über 205 000 Asylanträge entschieden, davon wurden knapp 85 000 Anträge bewilligt. In Ostdeutschland (einschließlich Berlin) nahm sowohl die Zahl der Asylanträge insgesamt als auch die Zahl der positiv entschiedenen Anträge prozentual deutlich stärker zu als in Westdeutschland.
Insgesamt dürfte im Jahr 2015 die Nettozuwanderung nach Ostdeutschland (einschließlich Berlin) ca. 170 000 Personen betragen. Davon entfallen etwa 70% auf die Asylherkunftsstaaten (vgl. Abbildung).
Effekte der Migration in der Arbeitsmarktstatistik
Aus den Statistiken der Bundesagentur für Arbeit ist nicht explizit sichtbar, ob und in welchem Umfang Veränderungen bei den einzelnen Arbeitsmarktgrößen auf Migrationsprozesse zurückzuführen sind. Diese Effekte können indirekt abgeschätzt werden, indem die relevanten Statistiken nach solchen Ländern ausgewertet werden, aus denen besonders viele Zuwanderer stammen. Die beobachteten Veränderungen in den entsprechenden Arbeitsmarktgrößen könnten dann „weit überwiegend der Zuwanderung plausibel“ zugeschrieben werden. Allerdings ist dabei zu beachten, dass die Zunahme der Zahl der Beschäftigten oder der Arbeitslosen aus den entsprechenden Ländern nicht mit der Zahl der zuletzt eingewanderten Personen gleichgesetzt werden darf, da auch Personen darunter sein können, die schon zuvor in Deutschland gelebt haben.
Im Rahmen einer Sonderauswertung für das IWH hat die Bundesagentur für Arbeit hierzu regional nach den Großregionen Ostdeutschland und Westdeutschland differenzierte Daten bereitgestellt. In Tabelle 2 sind einige Ergebnisse angegeben.