Im Fokus: Industrielle Kerne in Ostdeutschland und wie es dort heute aussieht – Das Beispiel des Chemiestandorts Schkopau
Der Beitrag untersucht, wie es um den industriellen Kern des Chemiestandorts Schkopau in Sachsen-Anhalt, der eng mit dem Namen Buna verbunden ist, mehr als ein Vierteljahrhundert nach der Herstellung der Deutschen Einheit bestellt ist. Anders als in Bitterfeld-Wolfen, wo eine Privatisierung der großen Chemiekombinate nicht zustande kam und stattdessen eine fragmentierte Landschaft kleiner und mittelgroßer Chemie- und anderer Produktions- und Dienstleistungsfirmen entstand, gelang fast fünf Jahre nach dem Übergang zu marktwirtschaftlichen Verhältnissen ein Verkauf des ehemaligen Stammbetriebs des Kombinats VEB Chemische Werke Buna sowie der Sächsischen Olefinwerke in Böhlen und von Teilen des Leuna-Werkes an den US-amerikanischen Investor The Dow Chemical Company, allerdings unter Inkaufnahme einer starken Reduzierung der Beschäftigtenzahl und mit sehr hohen Subventionen. Der industrielle Kern konnte dadurch erhalten werden. Die intra- und überregionale stoffliche Vernetzung ermöglicht eine moderne und flexible Rohstoffversorgung. Gleichwohl ist der mitteldeutsche Chemiestandort wie andere in Deutschland und Europa in seiner Wettbewerbsfähigkeit durch kostengünstige Produktionen in den USA, in Asien und im arabischen Raum herausgefordert.
04. Oktober 2016
Inhalt
Seite 1
Ausgewählte industrielle Kerne in OstdeutschlandSeite 2
Historische Wurzeln des StandortsSeite 3
Beschäftigung Auf einer Seite lesenMit diesem Beitrag wird eine Artikelserie über ausgewählte industrielle Kerne in Ostdeutschland und ihre Entwicklung nach der deutschen Vereinigung fortgesetzt. Bei den industriellen Kernen handelte es sich um frühere volkseigene Betriebe, für die sich in den frühen 1990er Jahren auf kurze Sicht kein Investor fand. Im Zuge des Aufbaus Ost versuchte die Politik, solche industriellen Kerne zu erhalten, um eine weitgehende Deindustrialisierung der betreffenden Regionen zu vermeiden. Mehr als 25 Jahre nach der Herstellung der Deutschen Einheit kann die Frage gestellt werden, wie sich diese Kerne entwickelt haben, ob die richtigen Entscheidungen getroffen worden sind, die auch heute und in Zukunft günstige Entwicklungsperspektiven in einer globalisierten Wirtschaft bieten. Anlass für diese Serie sind nicht zuletzt neuere empirische Arbeiten über die Langfristfolgen der Industrialisierung. Für den wirtschaftlichen Erfolg ist aus regionalökonomischer Perspektive nicht nur eine moderne Sachkapitalausstattung von Bedeutung, auf die die wirtschaftspolitische Unterstützung lange Zeit besonders fokussiert war. Vielmehr sind es auch ein gut qualifizierter Fachkräftepool und eine Unternehmenslandschaft im Umfeld, die Verbindungen zum Kern aufweist und zugleich diversifiziert ist. Positiv zu Buche schlägt ferner, wenn im Unternehmen, das den Kern bildet, auch strategische Funktionen, etwa eigene Forschung und Entwicklung, ansässig sind.
Der vorliegende Beitrag widmet sich dem Chemiestandort Schkopau in Sachsen-Anhalt, der auch unter dem Namen der Buna-Werke bekannt ist. Er ist Bestandteil eines stofflichen Verbundes (Olefinverbund) mit weiteren Standorten in Böhlen (Sachsen), Leuna und Teutschenthal (beide Sachsen-Anhalt). Der Artikel befasst sich mit
- den historischen Wurzeln des Standorts,
- der Modernisierung der Produktionsanlagen,
- der Beschäftigungssituation,
- der regionalen Umgebung und dem überregionalen Status des Unternehmens sowie den Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten.