Kurzfassung: Ostdeutsche Wirtschaft: Kräftige Konjunktur im Jahr 2014, Rückstand gegenüber Westdeutschland verringert sich aber kaum mehr
Die Wirtschaft in Ostdeutschland dürfte im Jahr 2014 recht kräftig (um 1,8%) expandieren. Damit ist der Rückstand zu dem Expansionstempo in Westdeutschland (2%) deutlich geringer als in den Jahren zuvor, obwohl Bevölkerung und Erwerbspersonenpotenzial in Ostdeutschland weiter fallen und im Westen steigen. Die Gründe für die Dynamik im Osten sind konjunkturell: Wichtige Exportmärkte für die ostdeutsche Wirtschaft liegen vor allem im Euroraum und in den mitteleuropäischen Nachbarstaaten, und deshalb profitiert Ostdeutschland von der – wenn auch zumeist sehr verhaltenen – Belebung der Konjunktur in diesen Ländern besonders. Der dämpfende Effekt des Nachfragerückgangs aus Russland im Zusammenhang mit dem russisch-ukrainischen Konflikt ist begrenzt, denn das Land nahm im Jahr 2013 nur 3½% der ostdeutschen Exporte ab. Auch veranlasst die gute Konjunktur die Unternehmen in Deutschland dazu, ihre Lager aufzufüllen. Davon profitiert speziell das ostdeutsche Verarbeitende Gewerbe, denn dort hat die Produktion von Vorleistungsgütern, die bei einem Lageraufbau besonders gefragt sind, ein großes Gewicht.
29. August 2014
Die Einführung des gesetzlichen Mindestlohns ab dem Jahr 2015 wird den Durchschnittslohn im Osten deutlich stärker steigen lassen als in Westdeutschland, denn in Ostdeutschland arbeitet derzeit wohl fast jeder fünfte Arbeitnehmer für weniger als 8,50 Euro.
Die strukturellen Rückstände der ostdeutschen Wirtschaft gegenüber dem Westen verringern sich seit einigen Jahren aber kaum mehr. Das Bruttoinlandsprodukt je Einwohner liegt bei etwa 67% des Westniveaus, die verfügbaren Einkommen der privaten Haushalte bei etwa 84%. Den Unterschied erklären zu einem Großteil Pendlereinkommen von Ostdeutschen und die regionale Umverteilung über das Rentenversicherungssystem. Der reale Konsum je Einwohner dürfte im Osten bei rund 90% des Westniveaus liegen.