Kommentar: Die Halbwertszeit von Superstars ist kurz – nicht nur in der Unterhaltungsbranche!
Jüngst fand eine wissenschaftliche Studie mit dem Titel „From Sick Man of Europe to Economic Superstar: Germany’s Resurgent Economy“ große Aufmerksamkeit in den Medien. Tatsächlich ist die ökonomische Entwicklung in Deutschland gegenwärtig „super“: Das Produktionspotenzial ist normal ausgelastet, die Inflationsrate ist niedrig, und die Erwerbstätigkeit befindet sich auf einem Rekordhoch. Ein Superstar zu sein, muss allerdings nicht von Dauer sein. Jene aus dem Fernsehen sind meist nach kurzer Zeit vergessen. Ähnlich könnte es auch mit der ökonomischen Lage in Deutschland sein. Wenn sich Unternehmen und Politik nicht laufend den neuen Herausforderungen stellen, kann der Superstar schnell wieder abstürzen.
27. Februar 2014
In Deutschland bereiten einige Bereiche Sorgen in Bezug auf die mittel- bis langfristige ökonomische Entwicklung. Erstens altert die deutsche Bevölkerung, und es ist absehbar, dass die Kosten für die Rente deutlich zunehmen werden. Anstatt sich jedoch darauf vorzubereiten, verspricht die Bundesregierung neue Leistungen. Zweitens droht der flächendeckende Mindestlohn in Höhe von 8,50 Euro, Menschen dauerhaft von der Teilhabe am Arbeitsleben auszuschließen. Wie viele das sein werden, vermag derzeit niemand zu sagen. Zudem wird auch bei einem Mindestlohn von 8,50 Euro oft kein Einkommen erzielt, das zur Deckung des Lebensunterhalts ausreicht, weil vor allem Teilzeitbeschäftigte und geringfügig Beschäftigte niedrige Löhne beziehen. Drittens steht Deutschland bei den inländischen Investitionen schon seit Längerem auf der Bremse. Der hohe Leistungsbilanzüberschuss zeugt davon, dass Kapitalanlagen im Ausland für viele attraktiver erscheinen als Investitionen im Inland. Die Gründe für die Investitionszurückhaltung im Inland müssen weiter untersucht werden. Viertens besteht erheblicher Reformbedarf bei der Gestaltung der Finanzbeziehungen zwischen den verschiedenen föderalen Ebenen – sowohl innerhalb Deutschlands als auch in der Europäischen Union. Weil wichtige Reformen verschleppt werden, könnte die Tragbarkeit der öffentlichen Haushalte schneller wieder akutes Krisenmanagement erfordern als uns recht sein kann. Fünftens ist die Energiewende eine große Herausforderung für die deutsche Wirtschaft. Problematisch ist dabei weniger die Abkehr von der Kernenergie an sich, als vielmehr die Unsicherheiten über Art und Weise der Umsetzung und darüber, wie sich dadurch die Rahmenbedingungen für unternehmerisches Handeln in Deutschland verändern werden.
Herzlichen Glückwunsch an den Superstar! Jetzt ist genau die richtige Zeit, die Weichen für die Zukunft zu stellen. Sonst ist der Erfolg schnell verspielt.