Grüne Transformation

Forschung und Beratung für den Strukturwandel der deutschen Wirtschaft

Dossier, Stand: 18.06.2024

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Grüne Transformation

Die grüne Transformation ist ein zentrales Thema unserer Zeit. Sie beschreibt im weiteren Sinne den umfassenden Wandel der deutschen und europäischen Wirtschaft hin zu einer nachhaltigeren, umweltfreundlicheren und zukunftsfähigeren Wirtschaftsweise. Im engeren Sinne wird grüne Transformation verstanden als ein Prozess, Energie zunehmend treibhausgasneutral zu erzeugen.

Diese Transformation ist unstrittig. Sie ist notwendig, um den Klimawandel zu bekämpfen. Und sie bietet immense Chancen für Innovation, Wachstum und die Schaffung neuer Arbeitsplätze in Deutschland - wenn sie strategisch korrekt geplant und umgesetzt wird.

Worum geht es in der grünen Transformation?

Im Kern geht es bei der grünen Transformation darum, fossile Energieträger durch erneuerbare Energien zu ersetzen, die Energieeffizienz zu steigern und eine Kreislaufwirtschaft zu etablieren.

Die grüne Transformation erfordert erhebliche Investitionen in neue Technologien und Infrastruktur ebenso wie Anpassungen in der Gesetzgebung und Regulierung. Unternehmen müssen ihre Produktionsprozesse umstellen, neue Geschäftsmodelle entwickeln und nachhaltige Produkte und Dienstleistungen anbieten.

Die wirtschaftswissenschaftliche Forschung und Beratung begleitet dabei einerseits Bereiche, die im Zuge der grünen Transformation negativ betroffen sind, wie beispielsweise die deutschen Kohlereviere, die hierfür Mittel für Stukturänderungen erhalten. Andererseits befasst sich die wirtschaftswissenschaftliche Forschung mit Wirtschaftsbereichen, die im Wachsen begriffen sind, beispielsweise Digitalisierung und Robotik.

Rolle des IWH bei der grünen Transformation

Dieser Strukturwandel betrifft alle Bereiche der Wirtschaft, von der Industrie über den Dienstleistungssektor bis hin zur Landwirtschaft. So stehen insbesondere die energieintensiven Branchen vor der Herausforderung, ihre Emissionen drastisch zu reduzieren und gleichzeitig wettbewerbsfähig zu bleiben.

Gefragt sind für diesen Strukturwandel innovative Ansätze und eine enge Zusammenarbeit zwischen Wirtschaft, Wissenschaft und Politik. Das Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) stellt sich dieser Aufgabe und positioniert sich an dieser Schnittstelle mit seiner Forschung und Beratung.

Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Hauses analysieren unter anderem die ökonomischen Auswirkungen der grünen Transformation, bewerten die Wirksamkeit politischer Maßnahmen und liefern wichtige Erkenntnisse für die Gestaltung von Förderprogrammen und Regulierungen. Durch fundierte Analysen und Prognosen tragen sie dazu bei, die Herausforderungen des Strukturwandels zu meistern und die Potenziale optimal zu nutzen.

Dies alles erfolgt eingebettet in einen europäischen und internationalen Rahmen: Durch vernetzte Forschungsprojekte, Konferenzteilnahmen und den Austausch von Gastwissenschaftlerinnen und Gastwissenschaftlern liegen Forschung und Beratung durch das IWH auf der Höhe der Zeit. Sie werden mit anderen Schwerpunktthemen des Hauses verknüpft, darunter Konjunktur, Finanzstabilität, Produktivität und Demographie.

Die europäische Dimension der grünen Transformation

Die grüne Transformation bietet die Chance, Deutschland erfolgreich im Bereich Nachhaltigkeit und Innovation zu positionieren. Durch die Entwicklung und den Export von grünen Technologien und Lösungen kann die deutsche Wirtschaft nicht nur ökologisch, sondern auch ökonomisch profitieren.

Damit dies gelingt, kann Deutschland hier jedoch keinen wirtschaftlichen Sonderweg gehen, sondern sollte wie in allen anderen Bereichen auch europäisch abgestimmt vorgehen. Zudem plädiert das IWH für die Regelung durch die Märkte.

Die Europäische Union (EU) und Preisanreize sind mithin nach Einschätzung des IWH die wichtigsten Treiber für die grüne Transformation. Um die Akzeptanz in der Bevölkerung zu erhöhen, sollte dort CO2 eingespart werden, wo dies am kostengünstigsten innerhalb der EU möglich ist.

Energieerzeugung und -verbrauch sollten daher nicht kleinteilig reguliert werden, schreiben Reint Gropp und Oliver Holtemöller, Präsident und Vizepräsident des IWH, daher in einem am 18.06.2024 veröffentlichten Strategiepapier Sechs Punkte für eine effiziente grüne Transformation. Darin empfehlen die Autoren aufeinander abgestimmte Punkte zur grünen Transformation, die nur als Paket wirksam sind.

 

Reint Gropp und Oliver Holtemöller: "Ein Plan zur grünen Transformation" (Gastbeitrag)
in: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 17.06.2024

Oliver Holtemöller: "BASF kehrt Deutschland den Rücken? Ökonomen fordern Reaktion der Ampelregierung"
in: Berliner Zeitung, 31.05.2024

Oliver Holtemöller: "Die Spur der Kohlemilliarden": MDR-Langfristprojekt verfolgt in Echtzeit, wohin Investitionen fließen
in: Mitteldeutscher Rundfunk, 30.11.2023

Oliver Holtemöller: "Wohin fließen die Kohlemilliarden?"
in: Mitteldeutscher Rundfunk, 28.11.2023

IWH: "Von Aktivismus bis zur Kohle: Vielfältiges MDR-Programm zur Weltklimakonferenz 2023 Hauptinhalt"
in: Mitteldeutscher Rundfunk, 24.11.2023

Oliver Holtemöller: "Wirksamkeit der Strukturförderung: Wohin gehen die 'Kohlemilliarden'?" (Podcast-Interview)
in: revierwende.de, 15.11.2023

IWH: "Wie weit ist der Strukturwandel in Deutschlands Kohlerevieren?"
in: rbb Rundfunk Berlin-Brandenburg, 09.11.2023

Oliver Holtemöller: "IWH-Bericht über Verwendung von Milliarden aus dem Kohleausstieg" (ab Min. 14:00)
in: ARD tagesschau, 18.08.2023

IWH: "Bund stellt Milliardenhilfen für Kohle-Regionen zur Verfügung, doch die werden kaum genutzt"
in: TAG24.de, 17.08.2023

IWH: "Kohleausstieg: Fördermittel nur zu «kleinem Teil» abgerufen"
in: FAZ.net, 16.08.2023

IWH: "Kohleausstieg: Fördermittel nur zu "kleinem Teil" abgerufen"
in: Zeit Online, 16.08.2023

IWH: "Gutachten zu Kohlemilliarden: Mehr Mittel in Verfügbarkeit von Arbeitskräften lenken"
in: Sächsische.de, 16.08.2023

Oliver Holtemöller: "Kohleausstieg - Ein gerettetes Dorf will eine Zukunft" (Bericht ab Min 11:44)
in: Bundeszentrale für politische Bildung, 06.06.2023

IWH: "IWH startet Studie zur Wirkung der "Kohlemilliarden"
in: Zeit Online, 15.12.2022

Steffen Müller: "Was passiert mit Deutschlands Industrie bei einem Gasmangel?"
in: Spiegel Online, 12.11.2022

Reint Gropp: "Strukturhilfen für Braunkohleregionen: Notwendiger Umbau"
in: taz.de, 07.10.2022

Oliver Holtemöller: "IWH-Studie zum Kohleausstieg: Ohne Abwanderung von Arbeitskräften wird der Strukturwandel nicht vonstattengehen"
in: Leipziger Internet Zeitung, 18.08.2022

Medienkooperation

Das Kohleupdate

In Deutschlands Braunkohlerevieren werden bis 2038 40 Milliarden Euro Steuergelder investiert. Wer profitiert von dem Geld? Und geht die Investition auf? IWH-Fachberatung im Rahmen des Projekts "Die Spur der Kohlemilliarden" des Mitteldeutschen Rundfunks (MDR) und der Hoferichter & Jacobs GmbH

Ausgewählte Veröffentlichungen

Veranstaltungen

Begleitend zur Forschung und Berichterstattung organisiert das IWH Veranstaltungen, die den Dialog zwischen Politik, Wirtschaft und Wissenschaft fördern. Themen wie steigende Energiepreise, der Umbau der deutschen Wirtschaft und die Rolle Deutschlands im Europäischen Green Deal stehen dabei im Mittelpunkt.

Projekte

Am IWH wurden und werden verschiedene Projekte umgesetzt, die sich mit Fragen der grünen Transformation befassen. Dazu zählen:

Unsere Experten

Alle Experten, Pressemitteilungen, Publikationen und Veranstaltungen zum Thema "Grüne Transformation"

 

Publikationen zum Thema "Grüne Transformation"

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Klimastresstests, Kreditvergabeverhalten der Banken und der Übergang zur klimaneutralen Wirtschaft

Larissa Fuchs Huyen Nguyen Trang Nguyen Klaus Schaeck

in: Wirtschaft im Wandel, Nr. 1, 2024

Abstract

Kann die Bankenaufsicht den Übergang zu einer kohlenstoffneutralen Wirtschaft unterstützen, indem sie die Kreditvergabe der Banken an Unternehmen beeinflusst? Dieser Beitrag untersucht die Kreditvergabe der Banken vor und nach dem weltweit ersten Klimastresstest in Frankreich und die Reaktion der kreditnehmenden Unternehmen. Die dem Stresstest unterworfenen Banken geben kohlenstoffintensiven Unternehmen mehr Kredite. Zugleich verlangen sie ihnen aber höhere Zinssätze ab. Die kohlenstoffintensiven Kreditnehmer, deren Banken sich dem Klimastresstest unterzogen haben, verpflichten sich eher zu ehrgeizigen Emissionszielen und integrieren eher Umweltaspekte in die Bewertung von Investitionsprojekten. Jedoch reduzieren sie weder direkt ihre Kohlenstoffemissionen noch beenden sie Beziehungen zu klimaschädlichen Lieferanten. Die Studie belegt somit einen kausalen Zusammenhang zwischen Klimastresstests der Banken und der Verringerung des Transitionsrisikos der Kreditnehmer.

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A Multi-Model Assessment of Inequality and Climate Change

Marie Young-Brun et al.

in: Research Square, 2024

Abstract

<p>Climate change and inequality are critical and interrelated defining issues for this century. Despite growing empirical evidence on the economic incidence of climate policies and impacts, mainstream model-based assessments are often silent on the interplay between climate change and economic inequality. For example, all the major model comparisons reviewed in IPCC neglect within-country inequalities. Here we fill this gap by presenting a model ensemble of eight large-scale Integrated Assessment Models belonging to different model paradigms and featuring economic heterogeneity. We study the distributional implications of Paris-aligned climate target of 1.5 degree and include different carbon revenue redistribution schemes. Moreover, we account for the economic inequalities resulting from residual and avoided climate impacts. We find that price-based climate policies without compensatory measures increase economic inequality in most countries and across models. However, revenue redistribution through equal per-capita transfers can offset this effect, leading to on average decrease in the Gini index by almost two points. When climate benefits are included, inequality is further reduced, but only in the long term. Around mid-century, the combination of dried-up carbon revenues and yet limited climate benefits leads to higher inequality under the Paris target than in the Reference scenario, indicating the need for further policy measures in the medium term.</p>

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Dekarbonisierung in Europa: Regionalwirtschaftliche Effekte in ausgewählten Kohleregionen und kohlenstoffintensiven Regionen Europa

Katja Heinisch Oliver Holtemöller Christoph Schult

in: Wirtschaft im Wandel, Nr. 3, 2023

Abstract

Die EU hat mit dem „Fit for 55“-Paket zwei große klimapolitische Ziele festgelegt: die Senkung der Treibhausgasemissionen um 55% bis zum Jahr 2030 und Treibhausgasneutralität ab dem Jahr 2050. Im Rahmen des EU-Horizon-2020-Projekts ENTRANCES werden die gesellschaftlichen Effekte der Dekarbonisierung und besonders des Kohleausstiegs in verschiedenen europäischen Regionen interdisziplinär analysiert und darauf basierend Handlungsempfehlungen für die Politik abgeleitet. Der vorliegende Beitrag stellt erste analytische Ergebnisse vor.

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Green Investing, Information Asymmetry, and Capital Structure

Shasha Li Biao Yang

in: IWH Discussion Papers, Nr. 20, 2023

Abstract

We investigate how optimal attention allocation of green-motivated investors changes information asymmetry in financial markets and thus affects firms‘ financing costs. To guide our empirical analysis, we propose a model where investors with heterogeneous green preferences endogenously allocate limited attention to learn market-level or firm-specific fundamental shocks. We find that a higher fraction of green investors in the market leads to higher aggregate attention to green firms. This reduces the information asymmetry of green firms, leading to higher price informativeness and lower leverage. Moreover, the information asymmetry of brown firms and the market increases with the share of green investors. Therefore, greater green attention is associated with less market efficiency. We provide empirical evidence to support our model predictions using U.S. data. Our paper shows how the growing demand for sustainable investing shifts investors‘ attention and benefits eco-friendly firms.

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Begleitende Evaluierung des Investitionsgesetzes Kohleregionen (InvKG) und des STARK-Bundesprogramms. Endbericht zur Auftragserweiterung

Matthias Brachert Katja Heinisch Oliver Holtemöller Florian Kirsch Uwe Neumann Michael Rothgang Torsten Schmidt Christoph Schult Anna Solms Mirko Titze

in: IWH Studies, Nr. 5, 2023

Abstract

<b>Gutachten im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz </b><br /><br />Das vorliegende Kurzgutachten befasst sich mit der Analyse des aktuellen Standes der Maßnahmen des StStG. Ausgangspunkt für die Analysen stellt eine Auswertung der aktuellen Literatur zum Strukturwandel in den deutschen Kohlerevieren dar. Dieser Literaturüberblick zeigt, dass die Förderregionen im Geltungsbereich des StStG sehr unterschiedliche Voraussetzungen für eine erfolgreiche Bewältigung des Strukturwandels aufweisen. Dennoch sollten die Maßnahmen in allen Regionen an den wichtigen Determinanten des Wirtschaftswachstums ansetzen, wobei sie auf die Gegebenheiten der Regionen abgestimmt sein sollten. Dabei sind vor allem Investitionen als zentraler Bestimmungsfaktor für die langfristige wirtschaftliche Leistungsfähigkeit anzusehen. Diese setzen sich aus privaten Investitionen in Sachkapital, Ausgaben für Forschung und Entwicklung mit dem Ziel des technologischen Fortschritts, Ausgaben für Bildung zur Erhöhung des Humankapitals sowie Investitionen in den öffentlichen Kapitalstock, etwa die Verkehrsinfrastruktur, zusammen. Dabei werden langfristig Bildung und Forschung und Entwicklung als wichtigste Wachstumstreiber angesehen, an denen die Förderung des Strukturwandels entsprechend ansetzen sollte. Auch sollte das Augenmerk auf die Diffusion und den Transfer von Wissen und Technologien gerichtet sein. Kritische Anmerkungen weisen in die Richtung, dass vor allem Infrastrukturprojekte Unterstützung durch StStG-Mittel erhalten, die ohnehin durchgeführt worden wären und dass die Kommunen die StStG-Mittel als Erweiterung ihrer Haushaltsspielräume betrachten.

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